"Bremen hat viel Einzigartiges, weit mehr als Stadtmusikanten und UNESCO Welterbe."
StandortmarketingSeit Oktober 2021 ist Oliver Rau Geschäftsführer der WFB für Marketing und Tourismus
Oliver Rau ist seit dem 1. Oktober 2021 zuständig für die Geschäftsbereiche Marketing und Tourismus der WFB. Eine umfassende Expertise im Bereich Marketing hat der Bremer Kaufmann in knapp acht Jahren als Direktor Marketing und Vertrieb bei Werder Bremen erworben. Davor war Rau zehn Jahre Leiter Marketing & Sponsoring beim Bundesligisten. Mit ihm haben wir über die Marke Bremen, seine Arbeit und die zukünftigen Planungen gesprochen.
Herr Rau, Sie sind nun zwei Monate in Ihrer neuen Position als Geschäftsführer unterwegs. Welchen Themen widmen Sie sich? Gibt es schon eine Agenda?
Rau: Das Onboarding ist bis jetzt wunderbar verlaufen. Ich darf mich mit vielen tollen Themen beschäftigen und habe schon jede Menge neue Kontakte knüpfen und alte Kontakte vertiefen können. Es begeistert mich bislang jeden Tag, wie vielfältig die Arbeit der WFB ist. Nun gilt es, die Themen zu priorisieren. Da stehen unter anderem die Weiterentwicklung und Umsetzung der Tourismusstrategie, die Intensivierung des Auslandsmarketings oder das Fachkräftemarketing auf der Liste. Die Entwicklung unserer Themenjahre spielt ebenfalls eine große Rolle, dazu die Außendarstellung auf Messen wie der weltweiten touristischen Leitmesse ITB und die Zusammenarbeit mit Bremerhaven nicht nur bei diesem Projekt. Ich schaue mir auch die vielen Social Media-Kanäle an, die wir bespielen und habe natürlich immer noch ganz viele Fragen.
Ich leite mit dem Tourismus, dem Marketing und bremen.online drei tolle eigenständige Abteilungen. Aber auch hier sind die Vernetzung und eine engere Verzahnung wichtig. Wir werden gemeinsame Themen entwickeln und diese dann gebündelt und aktiv nach innen und außen kommunizieren. Gemeinsam mit Andreas Heyer geht es in 2022 übergreifend auch in die Beantwortung der Fragestellung und Arbeit zur (Weiter-)Entwicklung der WFB für die kommende Dekade.
Stichwort „Marke Bremen“ – wie geht es mit diesem Thema voran?
Rau: Das ist für uns, gemeinsam mit dem Wirtschaftsressort ein sehr wichtiges Thema. Wir müssen uns aber die grundsätzliche Frage stellen: Muss die Marke überhaupt geändert werden? Und wenn ja, wie umfassend? Bremen ist ja eine sehr stabile Marke in der Außenwirkung. Und eine Marke muss und darf sich nicht alle zwei Jahre verändern. Es geht darum, sie anzupassen. Und vor allem, sie nach außen und innen zu kommunizieren und zu leben. Wenn alle Beteiligte, Bürgerinnen und Bürger, Politik und Wirtschaft in der Markenkommunikation mehr mit einer Stimme sprechen würden, würden die positiven Themen aus Bremen um ein Vielfaches mehr Gehör finden.
2018 wurde die Tourismusstrategie Bremen entwickelt. Ist nun nach Corona alles anders?
Rau: Die ehrgeizigen Zielzahlen für 2025 bleiben zunächst unverändert. Wir haben im Sommer feststellen dürfen, dass der Wunsch nach Reisen riesig ist. Wir wissen aber nicht genau, wohin sich die Pandemie in den nächsten Monaten entwickelt, deshalb lassen wir die quantitativen Ziele zunächst unangetastet. Wichtiger sind für uns allerdings die hohe Qualität und der Ausbau des touristischen Angebots und die damit verbunden die Zufriedenheit der Gäste. Auch haben wir das Papier um anhaltend wichtige Trends ergänzt. Dazu gehören die Themen Regionalität, authentische Angebote zu machen, die es so nur in Bremen gibt, Innovation und ebenso Arbeitsplatzattraktivität, denn wir stellen vermehrt fest, dass durch die Pandemie nicht mehr nur Fachkräfte fehlen, sondern Mitarbeitende ganz allgemein. Zudem haben wir den Bereichen Nachhaltigkeit und Digitalisierung in der Strategie eine bedeuten-dere Rolle gegeben.
„Das hätte ich ja nicht gedacht“ ist einer der meistgesagten Sätze durch unsere Gäste.
Oliver Rau
Nachhaltigkeit und Digitalisierung klingen wichtig, aber auch ein bisschen unkonkret. Gibt es Projekte, an denen Sie arbeiten?
Rau: Wir haben in der Corona-Krise schon ein paar digitale Dinge erfolgreich ausprobiert. Zum Beispiel haben wir mit die Aktion Sofa-Shopping den bremischen Einzelhandel in die heimischen Wohnzimmer gebracht. Zur Vorbereitung einer Reise bieten wir auf bremen.de virtuelle Stadtführungen und andere Möglichkeiten, die Stadt online zu erkunden. Im Bereich Virtual Reality arbeiten wir derzeit an Ideen, die direkt vor Ort in Bremen angeboten werden können, zum Beispiel eine virtuelle Zeitreise. Im nächsten Jahr werden wir außerdem unser touristisches Leitsystem neu aufstellen. Wir planen dazu neue Info-Stelen und eine App, die man mit diesen analogen Wegweisern digital kombinieren kann.
Zur Verstärkung des Themas Nachhaltigkeit haben wir eine neue Vollzeitstelle bei der WFB geschaffen. Diese wird durch Aktivitäten im touristischen Bereich unterstützt. Mit dem Fahrrad-Projekt BikeIt ist die WFB bundesweit Vorreiterin in der offensiven Kommunikation der Radverkehrsqualitäten. Und das wirkt sich positiv auf das Standortmarketing aus. Als nächstes Projekt möchten wir den Bereich der „Green Meetings“ angehen. Für Tagungen und Kongresse gibt es noch viele Möglichkeiten, Veranstaltungen CO2-neutral, ökologischer und damit nachhaltiger zu organisieren.
Sie haben nun einige Jahre in Frankfurt gelebt. Haben Sie die Erfahrung gemacht, dass es einen Unterschied gibt, wie Bremerinnen und Bremer ihre Stadt sehen und wie sie von außen wahrgenommen wird?
Rau: Ich habe oft erlebt, dass die Menschen von außen der Stadt gegenüber meist positiver eingestellt sind als die Bremer und Bremerinnen selbst. Grund dafür sind sicher die lebendige Historie und die vielen Erlebnisangebote. Bremen hat viel Einzigartiges, weit mehr als Stadtmusikanten und UNESCO Welterbe. Und „Das hätte ich ja nicht gedacht“ ist einer der meistgesagten Sätze durch unsere Gäste.
Es ist ja auch Teil meiner neuen Aufgabe, dass die Menschen, die hier leben, positiv über ihre Heimat sprechen. Hieran müssen wir arbeiten, denn wir müssen unser Licht nicht unter den Scheffel stellen. Das sehen wir aktuell auch gerade in den Medien, wenn Bremen bei der Impfkampagne an Platz eins steht. Hier zeigt sich, wie wichtig es ist, dass Politik, Verwaltung und Unternehmen gemeinsam an einem Strang ziehen. Für das Standortmarketing kommt der WFB hier eine wichtige Vermittler- und Treiberrolle zu. Hieran werden und müssen wir ebenfalls intensiv arbeiten.
Herr Rau, vielen Dank für das Gespräch!
Erfolgsgeschichten
Seit 2018 setzen die Themenjahre in Bremen innovative Impulse für Stadtmarketing und regionale Wirtschaftsförderung. Sie stärken den Tourismus in der Hansestadt und fördern vielseitige Kooperationen. WFB-Projektleiterin Kristina Brandstädter weiß, was das Bremer Modell erfolgreich macht und welche Ansätze andere Städte nutzen können.
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