„Bremen muss man einfach erleben!“
Über unsWie die Tourismusstrategie 2025 die Hansestadt als touristische Destination vorantreibt
2018 wurden in Bremen die Landestourismusstrategie 2025 und die daraus abgeleitete Tourismusstrategie für die Stadt Bremen verabschiedet mit dem Ziel, Bremen als touristische Destination bis Ende 2025 zu präsentieren, zu vermarkten und zu positionieren. Über diesen Zeitraum hinaus soll die Tourismusstrategie als Strategie 2025+ fortgeführt werden.
Michael Kahrs und Kirsten Hoffmann leiten das Projekt der Tourismusstrategie bei der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH. Zusammen mit Elena Eckert, Projektleiterin Nachhaltigkeit, bilden sie das Team Tourismusstrategie. Sie wollen dazu beitragen, Bremen als attraktives Reiseziel zu positionieren und für Besucher:innen zu einem spannenden Erlebnis zu machen. Wie sie dieses Ziel erreichen wollen, welche Themenschwerpunkte dabei im Vordergrund stehen, auf welche Projekte sie besonders stolz sind und warum ausgerechnet Bremen ihrer Meinung nach eine Reise wert ist, verraten die Drei im Interview.
Worum geht es bei der Tourismusstrategie und was sind ihre Ziele?
Michael Kahrs: Die Tourismusstrategie 2025 ist ein Konzeptpapier, das 2018 unter der Federführung der Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation gemeinsam mit vielen Leistungsträger:innen aus dem Tourismusbereich – unter anderem Kultureinrichtungen, Vereine, Hotellerie und Gastronomie, Einzelhandel, Stadtteilinitiativen – aufgesetzt wurde, mit dem Ziel, Bremen als touristische Destination zu vermarkten und zu positionieren und ein genussvolles Städteerlebnis zu präsentieren. Dabei wurden fünf Profilthemen definiert: kulturelles Erbe, Kunst- und Kulturerlebnis, Genusskultur, Wissens- und Erlebniswelten und Messen, Tagungen und Kongresse (MICE-Bereich).
Kirsten Hoffmann: Es gibt eine Tourismusstrategie für die Stadt Bremen aber auch eine Landestourismusstrategie. Wir sind hauptsächlich für die Stadt Bremen zuständig, haben aber gerade durch die Wissenswelten oder den MICE-Bereich auch städteübergreifende Synergien zu Bremerhaven und arbeiten in diesen Bereichen eng mit den Kolleginnen und Kollegen der Erlebnis Bremerhaven GmbH zusammen.
Die Tourismusstrategie setzt das „genussvolle Städteerlebnis Bremen“ in den Mittelpunkt. Was bedeutet das?
Kirsten Hoffmann: Den Begriff teilen wir in zwei Bedeutungen, einmal Genuss und einmal Städteerlebnis. Die Stadt Bremen ist eine städtetouristische Destination, es ist also ein Städteerlebnis. Das Thema Genuss spielt in Bremen eine wichtige Rolle, denn hier ist sehr viel Kulinarik und eine breitgefächerte Genussmittelbranche ansässig. Aber Genuss ist nicht nur Kulinarik, man kann es auch als Erlebnis wahrnehmen. In Bremen kann man sich treiben lassen, es ist eine gemütliche Stadt mit einer entschleunigenden Atmosphäre im Gegensatz zu anderen Städtedestinationen. Es geht also darum, den Städtetourismus mit der genussvollen Atmosphäre der Stadt zu kombinieren.
Was hat euch persönlich motiviert, für die Tourismusstrategie Bremen zu arbeiten?
Michael Kahrs: Ich bin gebürtiger Bremer und wollte etwas für meine Stadt tun, denn ich stehe voll und ganz hinter Bremen. Auch privat bereitet es mir Freude, Bekannten und Freunden was in Bremen zu empfehlen. Ich bin auch sehr stolz darauf, wenn ich sehe, dass man Angebote, die wir umgesetzt haben, tatsächlich erleben kann. Ich komme aus dem Eventbereich und das Thema Tourismus war für mich ein ganz neues. Ich fand es aber sehr interessant, mich in ein neues Themenfeld einzuarbeiten.
Kirsten Hoffmann: Ich hatte im Studium den Schwerpunkt Tourismus und habe mich gerade im Master mit strategischem Management, strategischem Denken auseinandergesetzt. Ich bin ursprünglich für meine Masterarbeit nach Bremen gekommen, nachdem ich 2018 bereits im Rahmen des Bachelors den Bremen Tourismus kennenlernen durfte. Daraufhin habe ich mich entschieden zu bleiben. Ich möchte mit der Tourismusstrategie dazu beitragen, dass viele Gäste nach Bremen kommen und die Stadt genauso zeigen, wie ich sie kennen und lieben gelernt habe.
Elena Eckert: Ich bin vor zehn Jahren nach Bremen gezogen, habe hier studiert und bin dann geblieben. Ich freue mich natürlich sehr, dass ich jeden Tag die Möglichkeit habe in und für meine Wahlheimat zu arbeiten. Gerade beim Thema Nachhaltigkeit möchte ich dazu beitragen, einen positiven Mehrwert für die Stadt zu schaffen.
Welche Instrumente nutzt ihr, um dieses Ziel zu erreichen?
Kirsten Hoffmann: Primär machen wir die Angebote der Bremer Leistungsträger:innen – alles, was Bremen bietet – sichtbar. Sei es nun ein kulinarisches Angebot am Domshof, Neues in der Überseestadt oder Individuelles im Schnoorviertel. Wir schauen uns das Gesamtpaket an und unterstützen dann die Leistungsträger:innen, sich so zu positionieren und sichtbar zu machen, dass sie touristisch genutzt werden können.
Michael Kahrs: Wir sind aber auch Impulsgeber:innen und haben zum Beispiel im Bereich Genuss und Kultur eine Wettbewerbsanalyse gemacht mit 30 Vergleichsstädten. Wir haben analysiert, was diese Städte bereits machen und ob man einige Modelle in ähnlicher Form für Bremen übernehmen und anpassen kann. Diese Impulse geben wir dann in die verschiedenen Abteilungen und Teams bei der WFB und versuchen sie dann umzusetzen. Wir vermitteln zwischen den Leistungsträger:innen, zwischen den Abteilungen innerhalb der WFB, um so ein Gesamtangebot zu erstellen. Wir bauen Netzwerke auf und können diese durch von uns organisierte Treffen und Arbeitskreise, aber auch über LinkedIn, wo wir sehr aktiv sind, vertiefen und erweitern und so einen Mehrwert für die Leistungsträger:innen im Bremer Tourismus bieten.
Die Bremer Leistungsträger:innen zusammenzubringen und Kooperationen zu ermöglichen ist ein wichtiger Bestandteil eurer Arbeit?
Kirsten Hoffmann: Wir sind gewissermaßen eine Netzwerkstelle, die Schnittstellen zu den Akteur:innen, ob extern oder intern, bietet.
Michael Kahrs: Die Leistungsträger:innen haben zudem glaube ich ein großes Vertrauen in uns entwickelt, weil sie sich gehört fühlen, sie können Ideen einbringen und haben Ansprechpartner:innen an die sie diese adressieren können. Es ist in Bremen natürlich einfacher als in anderen Städten, Netzwerke aufzubauen – es ist eine überschaubare Stadt der kurzen Wege. Aber das ist ein Vorteil, da man mit den existierenden Leistungsträger:innen enger zusammenarbeiten kann, einen direkten Draht zu den unterschiedlichen Ansprechpartner:innen hat und man sich gegenseitig unterstützt. Es ist ein sehr gutes und vertrauensvolles Miteinander.
Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in der Tourismusstrategie?
Elena Eckert: Nachhaltigkeit sollte immer ein Grundsatz für das Handeln und Wirtschaften in allen Bereichen sein und wirkt in viele Bereiche hinein. Dies gilt insbesondere für den Tourismus. Dort sind wir auf gepflegte historische, gut erhaltene Innenstädte mit schönen Läden, in denen man lokale Produkte kaufen kann, oder ein gutes gastronomisches Angebot mit saisonaler Küche angewiesen. Touristinnen und Touristen freuen sich über viel Grün in der Stadt, Wassernähe, Parkanlagen, Fahrradwege. Sie freuen sich auch über regionale Produkte von regionalen Manufakturen, was natürlich auch eine Wertschöpfung für die Stadt bedeutet. Ein nachhaltiger Tourismus ist ein schöner Tourismus mit qualitativ hochwertigen Erlebnissen.
Auf welche konkreten Schwerpunkte wollt ihr euch in den nächsten zwei Jahren im Nachhaltigkeitsbereich fokussieren?
Elena Eckert: Ich habe im Zuge meines Nachhaltigkeitskonzeptes, welches ich für die Abteilung Bremen Tourismus entwickelt habe, fünf große Handlungsfelder definiert. Das ist einmal die nachhaltige Angebotsgestaltung. Wir möchten auf unserer Webseite, auf unseren Social-Media-Kanälen oder auch in der Bremen Information mehr darauf eingehen, welche nachhaltigen Angebote bereits existieren. Dann das Thema Ressourcenschutz, also weg vom Papier, hin zu anderen Formen der Kommunikation. Auch mit dem Thema Give-Aways, Werbemittel und Souvenirs in der Bremen Information beschäftigen wir uns. Das Thema Klimaschutz wird uns noch lange begleiten, hauptsächlich aufgrund der Bremer Senatsvorlagen, die beschlossen wurden.
Darüber hinaus wird die Qualifizierung der Leistungsträger:innen eine große Rolle spielen. Ich möchte hier ein Netzwerkangebot schaffen, mit einer Mischung aus Impuls und Workshop, um touristischen Akteur:innen in Bremen eine Hilfestellung zu geben, in welchen Handlungsfeldern sie Maßnahmen umsetzen können, oder wo sie Förderungen und Weiterbildungsangebote finden können.
Auf welche bereits umgesetzten Projekte seid ihr besonders stolz?
Michael Kahrs: Wir haben schon einige Highlights umgesetzt. Das MICE-Forum hat sich etabliert, beim Kneipenprofi konnten wir viele Kneipen dazu motivieren, mitzumachen und den Gästen ein typisches Bremen Erlebnis anbieten speziell im Genussbereich. Aber besonders stolz bin ich auf den Tourismuspreis, weil es bisher das größte Projekt ist, das wir umgesetzt haben. Wir haben die Veranstaltung 2023 zum zweiten Mal umgesetzt und beide Male hatten wir über 90 Bewerbungen und dabei eine außerordentliche Vielfalt und Qualität. Es steckt unglaublich viel Potenzial in dieser Branche. Das Format hat sich etabliert und 2025 soll voraussichtlich der nächste Tourismuspreis stattfinden.
Kirsten Hoffmann: Ich möchte es gar nicht auf ein bestimmtes Projekt runterbrechen, ich bin vor allem stolz, dass unsere Arbeit tatsächlich einen Mehrwert für den Bremer Tourismus bewirkt. Ich freue mich auch sehr über das freundschaftliche und produktive Miteinander, die guten Beziehungen mit den verschiedenen Institutionen.
Elena Eckert: Ich habe das Gefühl, dass ich in dem einen Jahr, in dem ich bei der WFB bin, dazu beitragen konnte, mehr Bewusstsein für das Thema Nachhaltigkeit zu schaffen und das macht mich sehr stolz.
Wie fördert ihr mit der Tourismusstrategie die Bremer Wirtschaft?
Elena Eckert: Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftszweig für Bremen und wir zahlen mit unseren Aktivitäten zum einen auf die Frequenz ein, also die Anzahl von Touristinnen und Touristen, die nach Bremen kommen. Außerdem geht es darum, dass diese vielleicht auch länger bleiben, die Stadt als Destination weiterempfehlen und so als Multiplikator:innen agieren. Und wir fördern natürlich auch die Wirtschaft, indem wir Akteur:innen vernetzen und qualifizieren. Neue Produkte entstehen, weil wir die Plattform dafür bieten und Kontakte herstellen.
Wie soll es ab 2025 mit der Tourismusstrategie weitergehen?
Michael Kahrs: Digitalisierung und Nachhaltigkeit werden dann deutlich mehr im Fokus stehen als noch 2018. Auch die einzelnen Profilthemen, die wir definiert hatten, möchten wir weiter schärfen. Vielleicht ergeben sich auch neue Zielgruppen, die wir damals gar nicht berücksichtigt haben. Wir haben ein sehr gutes Fundament, auf das wir durch eine Fortschreibung der Strategie aufbauen können.
Welche Rolle wird KI für die Tourismusstrategie spielen?
Kirsten Hoffmann: Wir haben einen internen Arbeitskreis gegründet mit dem Thema KI, es ist ein Teilprojekt des gesamten Digitalisierungsaspekts. Wir sind mit Kolleginnen und Kollegen aus dem Bremen Tourismus im regelmäßigen Austausch, definieren und analysieren, wo die Möglichkeiten und Potenziale der KI liegen können und wollen erst einmal herausfinden, wie KI im Arbeitsalltag helfen kann, sei es zum Beispiel mit der Nutzung von Chatbots oder Spracherkennungs- und Übersetzungstools.
Im nächsten Schritt wollen wir uns gemeinsam mit den Fachleuten unserer Online-Abteilung eine Expertise aneignen, um uns perspektivisch mit diesem Thema nach außen hin zu positionieren und eine Vorbildfunktion für die Bremer Leistungsträger:innen aufzubauen und sie in diesem Bereich zu unterstützen und ihnen Impulse zu geben.
„Wir sind gewissermaßen eine Netzwerkstelle, die Schnittstellen zu den Akteur:innen, ob extern oder intern, bietet.“
Kirsten Hoffmann
Was macht Bremen eurer Meinung nach besonders?
Elena Eckert: Ich fühle mich in Bremen sehr wohl, man hat hier eine hohe Lebensqualität. Man kommt überall mit dem Fahrrad hin, man hat abwechslungsreiche Quartiere, eine schöne Altstadt, Kunst, Kultur, Festivals und natürlich die Nähe zum Wasser. Gerade die Altstadt ist für mich etwas ganz Besonderes. Ich liebe den historischen Aspekt, die Gemütlichkeit. Bei schönem Wetter am Marktplatz zu sitzen und einen Kaffee zu trinken ist für mich ein Genuss.
Michael Kahrs: Bremen ist sehr kompakt. Man kommt fußläufig von der Innenstadt ins Viertel oder zur Schlachte. Es ist alles gut zu erreichen. Ich fahre sehr gerne Fahrrad und wir haben hier sehr schöne Strecken im Grünen und am Wasser. Das ist ein Erlebnis. Mein Lieblingsort ist das wohninvest Weserstadion, ich habe seit Jahren eine Dauerkarte. Es geht dabei nicht nur um das Fußballspiel, sondern um die ganze Atmosphäre, das Zelebrieren an so einem Spieltag. Wenn man durch das Viertel Richtung Stadion läuft und dann an der Weser entlang ist alles grün-weiß. Es ist ein schönes Gemeinschaftsgefühl.
Kirsten Hoffmann: Mir gefällt die kontrastreiche Mischung zwischen einer gemütlichen und historischen, aber zugleich jungen und innovativen Stadt. Je nachdem, wonach einem ist, ob nun der historische Marktplatz oder neuentstehende Quartiere und alternative Viertel – dieser Kontrast reizt mich so sehr an Bremen. Besonders liebe ich die Vielfalt an Cafés in Bremen: Ob gemütliches Café im Schnoor oder die moderne Kaffeemanufaktur in der Überseestadt – die Vielfalt macht´s. Und Kaffeesieren ist ja auch ein Bremer Genuss. Besonders finde ich in Bremen auch die Nähe zum Wasser, ob es die Weser ist oder die vielen Seen, an denen man sich im Sommer entspannt. An alle, die noch nie in Bremen waren: Kommt mal vorbei, Bremen muss man einfach erleben!
Vielen Dank für das Gespräch!
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