Leben auf dem Mars
WissenschaftInitiative „Humans on Mars“ sucht Technologien für Station auf dem roten Planeten

Menschen auf dem Mars? Zurzeit noch ein ferner Traum. Doch eine Bremer Wissenschaftsinitiative entwickelt die Grundlagen, damit dauerhaftes Leben auf dem roten Planeten möglich ist. Dabei geht es aber auch um die Erde. Denn die Technologien könnten auch für den blauen Planeten wegweisend sein.
Was würden Forschende auf jeden Fall zu einem längeren Mars-Aufenthalt mitnehmen? „Panzertape“, sagt Professorin Kirsten Tracht, ohne zu überlegen. Denn in Gesprächen im Kollegium und mit den Studierenden ihres Fachbereiches Produktionstechnik, Maschinenbau und Fertigungstechnik an der Universität Bremen taucht das Thema immer wieder auf. „Viel Material wird man nicht von der Erde zum Mars mitnehmen können“, erläutert Hochschullehrerin Tracht, „deswegen muss man mit dem auskommen, was dort oben zu finden ist.“ Als irdische Instrumente kommen beim Aufbau einer Forschungsstation auf dem Mars allenfalls multifunktionale Hilfsmittel wie eben Panzertape in Frage.
Bremen gehört zu den größten Raumfahrtstandorten weltweit
„Humans on Mars“ heißt die Wissenschaftsinitiative, mit der sich die Universität Bremen auf den Weg zur erneuten Anerkennung als Ort der Spitzenforschung in Deutschland begeben hat. In der Forschungsinitiative, an der auch Kirsten Tracht beteiligt ist, befassen sich Fachleute aus vielen unterschiedlichen Disziplinen mit den Voraussetzungen für eine Besiedlung des roten Planeten. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler widmen sich dabei der Frage, wie dort eine dauerhafte Präsenz von Menschen möglich ist: Wie sind lebenswichtige Güter mit extrem knappen Ressourcen nachhaltig herstellbar? Das Projekt ist in Bremen tief verwurzelt – der Zwei-Städte-Staat zählt zu den weltweit wichtigsten und größten Standorten der Raumfahrtindustrie und -forschung.

Leben auf dem Mars nicht vor 2030er-Jahre
Weithin sichtbares Symbol der die Schwerkraft überwindenden Kompetenz in Bremen ist der 146 Meter Meter hohe Fallturm Bremen auf dem Uni-Gelände. Im Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (ZARM) werden Forschungsvorhaben unter Weltraumbedingungen realisiert. Professor Marc Avila leitet das ZARM gemeinsam mit Professorin Katharina Brinkert und ist Sprecher der Initiative „Humans on Mars“. Er ist die treibende Kraft des Bremer Bemühens um Anerkennung als wissenschaftliches Exzellenzcluster. „Selbst Optimisten rechnen nicht vor den 2030er-Jahren mit Menschen auf dem Mars“, sagt Avila. „Aber jetzt ist die richtige Zeit, die Technologien zu erforschen, die eine nachhaltige Exploration des Mars durch Menschen ermöglichen können und die Folgen für den roten
Planeten und die Menschheit zu untersuchen.“
Test-Labor in Originalgröße für Mars-Einsatz
Der Mars ist schon vor längerer Zeit ins Blickfeld der Universität Bremen gerückt. Unter anderem hat ein Team um die Geophysikerin Christiane Heinicke im ZARM ein Test-Laborgebäude für den Einsatz auf dem Mond oder dem Mars in Originalgröße aufgebaut und dort Arbeitsabläufe durchgespielt. Zuvor hatte Heinicke an einem Experiment der amerikanischen Raumfahrtagentur NASA teilgenommen, bei dem eine Forschergruppe ein Jahr lang am Hang eines Vulkans auf Hawaii unter den Rahmenbedingungen einer Marsstation auf engstem Raum lebte.

Auch Geistes- und Sozialwissenschaften am Projekt beteiligt
„Humans on Mars“ geht jetzt noch viele Schritte weiter: „Die Bandbreite reicht vom Aufbau einer Station und der Produktion des Baumaterials über die Kommunikation auf der Station und mit der Erde über das Zusammenspiel von Mensch und Künstlicher Intelligenz bis zur Versorgung mit Sauerstoff, Lebensmitteln und Energie“, umschreibt Kirsten Tracht. In der Kooperation befassen sich nicht nur Fachleute der Produktions- und Fertigungstechnik sowie der Raumfahrtforschung mit dem Mars, sondern unter anderem auch Geistes- und Sozialwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler.
Marsforschung soll auch Probleme auf der Erde lösen
Die Ergebnisse sollen nicht nur der Mars-Exploration den Weg bereiten, sondern auch den Fokus der Menschen auf der Erde verändern. Einen zunehmenden Mangel an Rohstoffen und Lebensnotwendigem gibt es schließlich auch auf dem blauen Planeten. „Mit der Mars-Perspektive werden wir die Produktion von Materialien unter der Prämisse von Ressourcenknappheit neu denken. Damit möchten wir nicht nur einen Beitrag für die Exploration des Mars leisten, sondern auch für die Nachhaltigkeit auf der Erde“, sagt Marc Avila.
Auch andere Mars-Themen wie die künftig enge Zusammenarbeit von Menschen und Robotern gewinnen auf der Erde zunehmend an Relevanz. Im Bremer Projekt schließt sich dabei gewissermaßen ein Kreis. Angestoßen wurden viele der heute alltäglichen Technologien durch die Ära der ersten „Apollo“-Mondlandungen: „Die Menschheit hat seitdem einen enormen Fortschritt und Wohlstandszuwachs erlebt“, sagt Marc Avila. Die Kehrseite der Medaille sind unter anderem Umweltverschmutzung und Klimaveränderungen. „Wir sind überzeugt, dass die menschliche Erkundung des Mars dazu beitragen kann, einen Wandel von einer technologiezentrierten zu einer menschenzentrierten Gesellschaft herbeizuführen und damit unsere dringendsten Probleme auf der Erde zu lösen“, betont Marc Avila.

Pressekontakt: Vanessa Röttger, Science Communication, MAPEX – Center for Materials and Processes der Universität Bremen. Tel.: +49 421 218 64952, E-Mail: mapex-communication@uni-bremen.de
Bildmaterial: Das Bildmaterial ist bei themengebundener Berichterstattung und unter Nennung des jeweils angegebenen Bildnachweises frei zum Abdruck.
- Foto 1: Professorin Kirsten Tracht leitet das Labor des Bremer Instituts für Strukturmechanik und Produktionsanlagen. ©WFB/Universität Bremen
- Foto 2: In Bremen steht ein Modell eines Mars-Laborgebäudes, um Abläufe praxisnah zu erforschen. ©WFB/Universität Bremen
- Foto 3: In einem Projekt wurde ein Modell einer möglichen Marsstation entwickelt. ©WFB/Universität Bremen
- Foto 4: Marc Avila neben dem „GraviTower Bremen Pro”: Darin wird ein Experimentträger auf einem Schlittensystem auf die für 2,5 Sekunden Schwerelosigkeit erforderliche Geschwindigkeit gebracht und nach der Freifallphase wieder eingefangen. ©WFB/Universität Bremen
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