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21.2.2025 - Ira Scheidig

Kälte nutzen für die Energiewende

Start-ups

Wie das Bremer Start-up flexality mithilfe von KI aus Kühlhäusern Stromspeicher macht

Dyke Wilke steht mit einem Laptop in einem Kühlhaus und lächelt in die Kamera.
Dyke Wilke senkt mit seinem Start-up die Stromkosten von Kühlhäusern. © WFB/Björn Hake

Mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz in die Industrie – dieses Ziel strebt das Bremer Start-up flexality an. Mit einer KI-basierten Software rüstet es Tiefkühllager der Lebensmittelindustrie zu großen Energiespeichern um. So werden die Stromkosten gesenkt und die CO2-Bilanz verbessert.

Ein kleines Team hat sich in Bremen aufgemacht, auf ungewöhnlichen Wegen einen Beitrag zur Energiewende zu leisten. Tätig ist es vor allem in der Tiefkühlbranche, sieht aber Potenzial auch in anderen Bereichen. „Think big, start small“, betont Dyke Wilke, einer der Gründer des Bremer Start-ups flexality. Die Vision: Nachhaltigkeit und Klimaschutz fest in der Industrie zu verankern. „Wir wollten ein Geschäftsmodell entwickeln, das weder die Menschen noch die Natur ausbeutet. Das kann nur gelingen, wenn es wirtschaftlich und nachhaltig ist, wir wollten beides zusammenbringen“, betont Gründer Dyke Wilke. Die Idee: Kühlanlagen mit einer KI-basierten Software so zu steuern, dass dann Strom genutzt wird, wenn er am günstigsten und klimafreundlichsten ist. Dafür heimsten die Gründer bereits einen Nachhaltigkeitspreis ein.

Der Klimawandel treibt die Gründer an

Dyke Wilke gründete flexality 2022 zusammen mit Leon Pichotka, Justus Hinken und Sören Eilenberger. Und das kam so: Wilke studierte Verfahrenstechnik und Nachhaltige Energietechnik in Hannover und Braunschweig. Schon da beschäftigte ihn die Idee, die stromfressende Tiefkühltechnik energieeffizienter zu machen. Anschließend arbeitete er in der Sahelzone als Manager für Netzplanung und Datenanalysen und entwickelte Konzepte für eine Energiewende in Afrika. 2021 kehrte er nach Deutschland zurück, war unter anderem als Berater tätig. „Ich war so ‚on fire‘, wollte aktiv etwas machen und war nicht geeignet für einen normalen Job als Angestellter“, erinnert er sich.
Bei einer längeren Segeltour kristallisierte sich immer stärker die Idee heraus, mit anderen gemeinsam etwas zu gestalten. Es war der Startschuss für flexality. „Der gesellschaftliche Wandel treibt mich an“, sagt der 33-Jährige. Klimawandel, Tempo bei der Energiewende, Ausbau und Nutzung erneuerbarer Energien, die Transformation der Industrie – diese Themen beschäftigen Wilke und die anderen sehr.

Dyke Wilke steht frontal zur Kamera und trägt einen Pullover mit der Aufschrift "flexality"
Dyke Wilke will einen Beitrag zur Energiewende leisten. © WFB/Björn Hake

Kühltemperaturen werden bei niedrigen Strompreisen gesenkt

Sie entwickelten die Software „flexcool“, die Tiefkühllager und Kälteanlagen durch intelligente Steuerung, Nutzung und Energieflexibilisierung in energieeffiziente und kostensparende Anlagen verwandelt. „Kühlanlagen sind wie ein Speicher, dort kann viel Energie gespeichert werden. Wir nutzen Zeitfenster zur Kälteerzeugung, wenn der Strom besonders günstig ist und durch erneuerbare Energien produziert wird. Der Strombedarf ist gleich, aber grüner“, erläutert Wilke. Ein Algorithmus errechnet in Echtzeit die besten Zeitintervalle für eine optimale Energienutzung. Wenn das Programm Überschuss-Strom aus regenerativen Energien zu günstigen Preisen feststellt, wird die Temperatur in den Kühlanlagen stärker gesenkt als üblich. Wenn teurere und weniger grüne Energie verfügbar ist, wird die Temperatur wieder erhöht. Als Energiespeicher sind die Kühlhäuser so auch in der Lage, Stromnetze stabilisieren zu können.

Hohes Einsparpotenzial

Mit der innovativen Software können nach Angaben von flexality mehr als 20 Prozent der Energiekosten und mehr als zehn Prozent der CO2-Emissionen des Kühlhausbetriebs eingespart werden. Durch das Nutzen der vorhandenen Infrastruktur könnten Anlagenbetreiber ohne hohe Investitionen voll automatisch ihren Betrieb ökonomisch und ökologisch optimieren. „Es ist eine Win-Win-Situation. Wir kosten eigentlich nichts, sondern wir sparen Kosten und CO2 ein“, betont der Geschäftsführer. Eine Verbindung schaffen zwischen der alten Welt der Industrie und der neuen Welt wie KI, so beschreibt Wilke seine Idee. „Wir sind Industrieversteher“, betont er augenzwinkernd. „Wir wissen, was für Herausforderungen die Kunden haben. Unser Anspruch ist es, unser Know-how in Software zu gießen, um alte Anlagen upzudaten oder neue Anlagen entsprechend zu bauen.“ Das Unternehmen plant bereits die Erweiterung seiner Software für andere energieintensive Industrien.

Dyke wilke steht in einem Kühlhaus und lächelt zur Kamera.
Kühlhäuser sollen mithilfe einer Software zu Energiespeichern werden. © WFB/Björn Hake

Förderung durch das Starthaus Bremen

Bremen als Standort ist kein Zufall, die Gründer schätzen ihn in besonderem Maße. „Hier gibt es kurze Wege und einen guten Kontakt zu anderen Entrepreneurs sowie gute Fördermöglichkeiten. Die Förderung hier war sehr wichtig, sonst wären wir wohl aus Bremen weggegangen“, so Wilke. 2023 erhielt flexality die „BRE-Up“-Förderung vom Starthaus Bremen für hochinnovative Start-ups. Damit sollen Unternehmen in ihrer Gründungsphase unterstützt werden, ihre Idee bis zur Marktreife zu bringen. Flexality nutzte die Förderung, um das Produkt „flexcool“ weiterzuentwickeln.

Bundesweite Beachtung

Auch wenn das Unternehmen noch jung ist, die Idee hinter flexality sorgt bereits für viel Aufmerksamkeit. 2024 wurde das Start-up für seine KI-basierte Software „flexcool“ mit einem Nachhaltigkeits-Award der Metropolregion Nordwest ausgezeichnet. Und von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) wurde es mit 125.000 Euro gefördert. „Schätzungen gehen bundesweit von ungefähr 750 großen Kühlhäusern aus. Das bietet imposante Möglichkeiten, allein in dieser Branche für die Energiewende zählbaren Erfolge herauszuholen“, so DBU-Generalsekretär Alexander Bonde zu der Geschäftsidee. Flexality zählt inzwischen namhafte deutsche Konzerne zum Kundenkreis – und möchte weiterwachsen. „Aktuell ist unsere größte Herausforderung, Ressourcen zu finden, um unsere Ziele zu erreichen. Dafür brauchen wir Personal, vor allem in den Bereichen Sales, ProjektingenieurInnen, Software, Assistenz für die Geschäftsführung und Marketing“, so Geschäftsführer Wilke. Unterdessen bleibt das Unternehmen selbst nicht hinter seinen eigenen Ansprüchen zurück. „Wir sind als Start-up klimaneutral. Wir sparen mehr CO2 ein als wir emittieren“, verspricht Wilke. „Wir wollen nicht auf Kosten anderer leben und arbeiten.“

Pressekontakt:

Dyke Wilke, Geschäftsführer flexality GmbH, Tel: +49 152 26717696, E-Mail: dyke.wilke@flexality.de

Bildmaterial:

Das Bildmaterial ist bei themengebundener Berichterstattung und unter Nennung des jeweils angegebenen Bildnachweises frei zum Abdruck.
 
Foto 1: Dyke Wilke senkt mit seinem Start-up die Stromkosten von Kühlhäusern. © WFB/Björn Hake
Foto 2: Dyke Wilke will einen Beitrag zur Energiewende leisten. © WFB/Björn Hake
Foto 3: Kühlhäuser sollen mithilfe einer Software zu Energiespeichern werden. © WFB/Björn Hake

Der Pressedienst aus dem Bundesland Bremen berichtet seit Juli 2008 monatlich über Menschen und Geschichten aus dem Bundesland Bremen mit überregionaler Relevanz, herausgegeben von der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH. Bei den Artikeln handelt es sich nicht um Werbe- oder PR-Texte, sondern um Autorenstücke, die von Journalistinnen und Journalisten für Redaktionen geschrieben werden. Es ist erwünscht, dass diese den Text komplett, in Auszügen oder Zitate daraus übernehmen.
 
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