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22.9.2017 - Jann Raveling

Neues Altes – wie mySWOOOP mit gebrauchten Geräten das Internet erobern möchte

Start-ups

Start-ups in Bremen: Finanzierung sichern und vom Know-how großer Konzerne profitieren

Drei der vier Geschäftsführer: Jan-Lucca Sielski, Simon Gabriel und Nicolas C. Helms
Drei der vier Geschäftsführer: Jan-Lucca Sielski, Simon Gabriel und Nicolas C. Helms © WFB/Raveling

mySWOOOP kauft und verkauft online gebrauchte Smartphones, Kameras, Werkzeuge, Fernseher, Games und Möbel. Mit wenigen Klicks kann jeder seine Gebrauchtgeräte loswerden – oder neues Altes finden. Damit hat das Bremer Start-up innerhalb von wenigen Jahren Millionenumsätze erwirtschaftet. Jetzt wollen sie in den Offline-Markt.

Alles fing 2011 mit einem Hauskauf an. Der Vater der beiden Unternehmensgründer Simon und Benjamin Gabriel erwarb in Bremen-Nord ein Haus mit Ladengeschäft. Anstatt die Verkaufsräume extern zu vermieten, kam den beiden Brüdern zusammen mit ihrem Freund Jan-Lucca Sielski die Idee, dort selbst Gebrauchtwaren zu verkaufen. Bei Eröffnung stellten sie ihre eigenen Altgeräte ins Verkaufsregal – denn das ganze Startkapital war schon für Ladeneinrichtung und das Gründungsprozedere aufgebraucht.

Vom Ladengeschäft zum Internet-Shootingstar

Das ist nun sechs Jahre her. Aus dem Ladengeschäft ist eine Zentrale mit Lagerhalle und Büroräumen für über 40 Angestellte geworden und aus den eigenen Gebrauchtgeräten ein hochgradig automatisiertes An- und Verkaufsgeschäft. Die drei Freunde sind immer noch dabei – jetzt als Geschäftsführer einer Bremer Erfolgsstory. Und auch das Ladengeschäft gibt es noch, auf Hochglanz poliert.

„Wir wollen Gebrauchtes aus der Schmuddelecke holen“, sagt Jan-Lucca Sielski. „Deutsche wechseln im Schnitt alle 24 Monate ihr Smartphone. Es gibt Millionen Gebrauchtgeräte, die in Schubladen und auf Dachböden auf neue Besitzer warten.“ Ein großer Markt, der den rasanten Aufstieg von mySWOOOP erklärt: Um durchschnittlich 630 Prozent wuchs der Umsatz des Start-ups in den vergangenen zwei Jahren. Durch geschicktes Marketing und selbstgeschriebene Software behauptet sich das Bremer Unternehmen dabei gegen Branchenriesen wie rebuy oder momox. Und durch Zusatzangebote: Reparaturen, Finanzierungen, Handyverträge, Garantien – mySWOOOP bietet zahlreiche Services, um die Lebensdauer der Altgeräte zu steigern.

Jan-Lucca Sielski auf einem neu eingetroffenen Elektro-Scooter - schon bald im mySWOOOP Sortiment
Jan-Lucca Sielski auf einem neu eingetroffenen Elektro-Scooter - schon bald im mySWOOOP Sortiment © WFB/Raveling

Von Kaufmann zu Kaufmann: C. Melchers steigt ein

Den drei Gründern wurde bald klar, dass sie stark wachsen müssten, um im Onlinegeschäft mitzuhalten. Wachstum, das sie nicht allein finanzieren konnten. Nach vielen Pitches und Gesprächen mit Business Angels entstand der Kontakt zur C. Melchers GmbH & Co. KG. Das international operierende Handelsunternehmen beteiligte sich folglich 2014 an mySWOOOP und versorgte den Onlineshop mit Finanzmitteln und vor allem unternehmerischem Know-how.

Wissenstransfer in beide Richtungen

Einen großen Anteil an dem Erfolg von mySWOOOP hat deshalb auch Nicolas C. Helms: Der Managing Partner des Bremer Traditionsunternehmens C. Melchers ist zugleich der vierte Geschäftsführer von mySWOOOP. Seit nunmehr drei Jahren trifft er sich jede Woche für zwei Stunden mit den drei Geschäftsführern, um über neue Entwicklungen im Unternehmen zu diskutieren. „‘Konservativer Pfeffersack trifft junge Wilde‘ nenne ich das“, sagt Helms schmunzelnd, „Wir befruchten uns gegenseitig. Wir helfen mySWOOOP, professionelle Strukturen aufzubauen, im Gegenzug bringen sie frischen Wind in unser Unternehmen. Es ist eine Win-Win-Situation.“

Das sehen die drei Gründer ähnlich. „Unser schnelles Wachstum hat uns vor Herausforderungen gestellt. Im Austausch mit C. Melchers konnten wir uns im Bereich Personal oder im Accounting professionell aufstellen“, erklärt Simon Gabriel. Der 27-jährige ist im Unternehmen für den B2B-Bereich und das Marketing verantwortlich.

Zeichen stehen auf Attacke

Für die Zukunft haben sich die vier Geschäftsführer Großes vorgenommen. „Wir haben jetzt den Overhead, das heißt funktionierende Firmenstrukturen, jetzt müssen wir es schaffen, unser Handelsvolumen zu steigern und profitabler werden“, erklärt Nicolas Helms. Dafür haben sie schon konkrete Pläne. Eine Säule soll zukünftig das „B2B2C“-Geschäft werden: mySWOOOP kauft Unternehmen Altgeräte ab und verkauft sie an Konsumenten weiter. Ein zweites Standbein werden Dependancen in Elektronikfachmärkten in der ganzen Bundesrepublik. „Wir eröffnen Annahmestellen für Altgeräte – die Kunden erhalten sofort Geld oder Gutscheine, welche sie gleich vor Ort ausgeben können. So profitieren die Elektronikgeschäfte, die Kunden und wir“, so Sielski.

Bremen als Start-up-Standort etablieren

Jungen Start-ups rät Sielski vor allem, genug Zeit einzuplanen. „Vieles dauert länger und wird teurer, als man zunächst denkt. Gründer müssen durchhalten, dann sehen sie irgendwann, wie ihre Arbeit Früchte trägt.“ In ihrer Zentrale im Technologiepark – Räumlichkeiten, die von der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH vermietet werden – haben sie Wachstumspotenzial. Ebenso wichtig sind den Gründern aber auch ihre bisherigen zwei Ladengeschäfte, eines in Bremen Nord und eines in der Bremer Innenstadt, nahe dem Hauptbahnhof.

Hell und edel wird Gebrauchtes im Ladengeschäft präsentiert
Hell und edel wird Gebrauchtes im Ladengeschäft präsentiert © mySWOOOP

Als Start-up Standort sehen die vier Geschäftsführer Bremen im Kommen, gerade für Existenzgründer gebe es viele Angebote. „Irgendwann stellt sich aber die Frage: Wie schafft man es, etablierte Start-ups zu großen Unternehmen gedeihen zu lassen?“, gibt Helms jedoch zu bedenken, „denn dafür benötigt es oft deutlich größere Investitionen. Hier fehlt noch ein Netzwerk in Bremen, insbesondere zu den vielen Familien- und Großunternehmen am Standort. Die Grenzen der Institutionen sind oft zu starr.“ Denn gerade die Kooperation mit den bekannten oder auch oft unbekannten Branchengrößen in der Hansestadt, so sind sich die vier Geschäftsführer einig, berge großes Potenzial für viele Start-ups und frische Ideen.



Zu den myswooop Ladengeschäften:

mySWOOOP Store Bremen-Mitte
Breitenweg 2
28195 Bremen

mySWOOOP Store Bremen-Nord
Georg-Gleistein-Straße 108
28757 Bremen



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Bei Fragen zum Technologiepark wenden Sie sich an Anke Werner, Tel.: 0421 9600-331, anke.werner@wfb-bremen.de.

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