Alles auf eine Karte - Warum Zareer Dadachanji dank Brexit zum Deutschen wurde
BrexitNeustart in Bremen
Der Brexit hängt wie ein Damoklesschwert über der Europäischen Union. März 2019 ist der Stichtag für den Ausstieg Großbritanniens. Auf dieses Datum wollte Dr. Zareer Dadachanji nicht tatenlos warten. Seit Anfang des Jahres hat er einen deutschen Pass, beantragt wenige Wochen vor dem Referendum. Einen Schritt, den er sich beruflich und privat gut überlegt hat. Vorteile, die habe ein Brexit nicht, ist er sich sicher. Insgesamt 42 Jahre seines Lebens hat Dadachanji in England verbracht. Vor fünf Jahren siedelte er mit seiner Familie nach Bremen über - aus persönlichen Gründen. Seine Frau stammt aus der Hansestadt. Der Physiker baut von hier aus gemeinsam mit ihr die Firma Model Quant Solutions auf, deren Kunden hauptsächlich in Großbritannien sitzen.
Seine Eltern kamen einst aus Indien nach Großbritannien zum Studium. Zareer Dadachanji ist in der Nähe Londons aufgewachsen, hat in Cambridge Physik studiert und promoviert, im Anschluss viele Jahre in der Metropole London im IT- und Finanzsektor gearbeitet und dort auch seine heutige Frau Ulrike kennengelernt. Physik, das Thema ist ihm nahezu in die Wiege gelegt worden. „Mein Vater liebte die Physik, hat dieses Fach ebenfalls studiert und mein Interesse an Wissenschaften früh geprägt“, so Dadachanji. Und auch sein Bruder hat sich für ein Physikstudium entschieden.
Neben der Wissenschaft ist im Hause Dadachanji viel Raum für Feinsinniges: Bücher und Musik beispielsweise. Die Liebe zur Musik prägte seine Mutter. Die wollte ursprünglich Pianistin werden, als sie aus Mumbai nach London kam. So oft wie möglich besucht der 47-Jährige sie in Großbritannien, der Heimat seines Herzens. Ob er auch nach einem Brexit noch unkompliziert reisen und Familie, Freunde sowie Kunden auf der Insel besuchen kann, das treibt Zareer Dadachanji um. Für ihn war es neben dem Wahlrecht mit ein ausschlaggebender Grund, die deutsche Staatsbürgerschaft zu beantragen. „Überall in Europa komplikationslos reisen zu können, das ist mir wichtig“, betont er - und auch für seine heute erst sechs und vier Jahre alten Kinder wünscht er sich dies.
Neues Leben in Deutschland
Dass der Physiker eines Tages einen deutschen Pass sein Eigen nennen wird, hätte er sich nicht träumen lassen. „Der Großteil meines Lebens fand bisher in England statt, das hat mich natürlich geprägt. Aber jetzt habe ich in Deutschland ein neues Leben gefunden“, sagt Zareer Dadachanji, der sich dennoch ab und an nach englischem Essen, Londoner Pubs und seinen Lieblingspark sehnt. „London und Bremen, das sind als Städte zwei Universen“, schmunzelt Dadachanji, der sich in Horn-Lehe dennoch wohl fühlt, in der englischen Community Bremens vernetzt ist und von hier aus im einstigen Haus der Schwiegereltern seine Firma Model Quant Solutions aufbaut. Der Physiker hat sich auf mathematische Modellierung und Programmierung für Banken spezialisiert. Mit komplexen Datenanalysen und Algorithmen unterstützt er die Finanzbranche. „Eine Welt und einen Markt, der sich stetig verändert und den man gut verstehen muss“, sagt Dadachanji.
England bleibt in meinem Herzen. Mein Zuhause ist jetzt Bremen.
Zareer Dadachanji
Verstehen lernen muss er jetzt zunehmend die Gepflogenheiten auf dem deutschen Markt. Im Frühjahr hat er seinen ersten deutschen Kunden betreut, bis dahin nur Englisch gesprochen, obwohl er schon zu Schulzeiten Deutsch gelernt hat. „Das war dennoch eine riesige Herausforderung“, so Dadachanji, „in England duzt man sich, egal wie hoch die Position ist, dass das in Deutschland nicht so ist, daran muss ich mich besonders gewöhnen.“ Der Großteil seiner Kunden hat den Unternehmenssitz in England. „Der Bankenplatz London bleibt attraktiv, aber im Zuge des Brexit, ist es für mich besser, von Deutschland aus zu arbeiten.“
Bedauerlicher Schritt für UK
Die Abspaltung Großbritanniens vom Kontinent bereitet ihm durchaus Sorgen. „Ich glaube nicht, dass es durch den Brexit Vorteile geben wird.“ Auch sein englischer Freundeskreis sei sehr pro EU eingestellt und bedauere den Schritt. Vor allem befürchten sie, EU-Rechte einzubüßen. „In England gab es immer ein Inselgefühl, nicht grundlos spricht man von Europa als ‚on the continent‘“, verdeutlicht Zareer Dadachanji. Die politisch gewollte Veränderung stimmt ihn nachdenklich. „Wir verlieren mit dieser Entscheidung“, betont er - auch wenn Deutschland seine neue Wahlheimat ist, bleibt die Verbundenheit mit Großbritannien groß.
Brexit: Auch ein Thema für die Wirtschaftsförderung
Seitdem Großbritannien für einen Brexit gestimmt hat, treibt es die Unternehmen - sei es Soloselbstständige wie Zareer Dadachanji, mittelständische Betriebe oder große Konzerne - um, welche Auswirkungen diese Entscheidung für ihr bestehendes und insbesondere zukünftiges (Europa)Geschäft hat. Und das nicht nur auf der Insel. Auch in Bremen ist der Brexit längst ein Thema.
Das Team der Internationalen Akquisition bei der Wirtschaftsförderung spürt ein gestiegenes Interesse britischer Unternehmer am Standort Bremen und hat sich in der Beratung auf das Thema eingestellt. Internationale Unternehmen mit Geschäft auf dem EU-Binnenmarkt, die bisher Großbritannien als Europazentrale favorisiert haben, schauen sich nach Alternativen um - und hier will Bremen mit seinen Vorzügen und starken Branchen punkten. Firmen, die sich an der Weser neu ansiedeln wollen, finden bei der WFB eine kompetente Begleitung durch den gesamten Ansiedlungsprozess und darüber hinaus.
Wenn Sie sich für eine Ansiedlung aus dem Ausland interessieren kontaktieren Sie Andreas Gerber, Teamleiter internationale Ansiedlung der WFB, Tel.: 0421 9600 123, andreas.gerber@wfb-bremen.de.
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Allgemeine Informationen zum Brexit und dessen möglichen steuerlichen und außenwirtschaftsrechtlichen Auswirkungen erhalten Sie bei Anja Markmann, Referentin International, Tel: +49 421 / 3637 – 247, Markmann@handelskammer-bremen.de.
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