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16.11.2016 - Jann Raveling

Hilfe bei Existenzgründung: Wie das Bremer Starthaus Gründenden hilft

Kreativwirtschaft

Tipps, Beratung und Förderung: die ersten Schritte in die Selbstständigkeit

Katrin Grosch im Findorffer Käsekontor
Katrin Grosch im Findorffer Käsekontor © WFB/Jann Raveling

Existenzgründung mit Genussfaktor: Katrin Grosch hat sich mit einem Käseladen selbstständig gemacht und dabei auf Hilfe des Starthauses Bremen zurückgegriffen. Was sie dabei lernte, gibt sie heute gern an andere Gründerinnen und Gründer weiter.

Cremiger Camembert, würziger Bergkäse, scharfer Stilton – Käseliebhabern läuft das Wasser im Mund zusammen, wenn sie die Türschwelle des Findorffer Käsekontors übertreten. Über 200 Käsesorten hat die ausgebildete Fromelière Katrin Grosch in ihrem Bestand. Sie alle sind ausgesuchte Rohmilcherzeugnisse, direkt vom Bauernhof oder der Erzeugergenossenschaft. Weg von der Industrie, hin zum Handwerk. Qualität, die man schmeckt.

Mit Leidenschaft in die Selbstständigkeit

Grosch ist ein Käseprofi. Seit sie in ihrem achtzehnten Lebensjahr zufällig eine Stelle als Verkäuferin auf einem Wochenmarkt-Käsestand fand, begleiten sie die feinen Milchprodukte. Über Ausbildung und Studium verfolgte sie das Thema, deren Krönung die Weiterbildung zur Fromelière – zur zertifizierten Käsefachfrau war. „Eines Tages dann, beim Rasenmähen, wurde mir klar: Ich möchte mich selbstständig machen, mit einem eigenen Käsegeschäft“, erinnert sich die heute 37-jährige in ihrem Ladengeschäft in Bremen-Findorff.

Existenzgründung Schritt 1: Informieren beim Starthaus

Sofort meldete sie sich zu einem Existenzgründungsseminar bei der Handelskammer Bremen an. Das informierte sie über die grundlegenden Schritte auf dem Weg in die Selbstständigkeit. Sie lernte dort auch Helge Hußmann, Gründungsberater im Starthaus Bremen kennen. Das Starthaus dient als erster Anlaufpunkt für alle Gründerinnen und Gründer in Bremen und hilft bei allen Fragen rund um die Existentzgründung kostenlos und unabhängig weiter. Zudem ist es mit dem Bremer Gründungsnetzwerk verbunden, die Selbstständige durch ihre Gründung lotsen.

„Unser Ziel ist es, Gründer zu beraten und sie in ihrem Vorhaben zu stärken. Jedes Jahr führen wir tausende Gespräche durch“, sagt Hußmann. Die Beratung beginnt bei der Idee: Gibt es eine Nische, einen Markt? Was sind die Risiken? Über Diskussionen zu Förderungen, zu Finanzierungen, zu Bankgesprächen geht es weiter bis hin zur Hilfe bei der Standortsuche. Das Rund-um-Paket für Gründungswillige.

Blick in die Auslage: Bis zu 200 Käsesorten führt die zertifizierte Fromelière
Blick in die Auslage: Bis zu 200 Käsesorten führt die zertifizierte Fromelière © WFB/Jann Raveling

Existenzgründung Schritt 2: gute Beratung

Katrin Grosch lernte über ihren Gründungsberater Hege Hußmann einen externen Unternehmensberater kennen, der sie über die gesamte Gründungsdauer begleitete. „Gemeinsam haben wir zum Beispiel eine Standortanalyse durchgeführt und herausgefunden, dass der Laden in Findorff oder Schwachhausen seinen idealen Platz hat“, sagt Grosch. Die Beraterkosten wurden durch einen Beratungsförderzuschuss vom RKW getragen. Der Unternehmensberater begleitete sie auch ins Bankgespräch, wo er ihr wichtige Tipps gab. „Das war sehr hilfreich“, zieht die Käseliebhaberin Resümee.

Existenzgründung Schritt 3: Businessplan und Finanzierung

„Die Vorbereitung hat mich Vollzeit in Anspruch genommen“, erzählt Grosch rückblickend. Ein Gründungszuschuss der Agentur für Arbeit unterstützte sie dabei in der Planungsphase. Er dient zur Sicherung des Lebensunterhalts und zur sozialen Sicherung in der Zeit vor, während und nach der Existenzgründung.

Eine große Herausforderung war der Businessplan. Der ist eines der wichtigsten Instrumente für Selbstständige. Wie er Kreativen bei der Arbeit hilft, erfahren Sie hier. Noch heute gleicht sie die tatsächlichen Umsätze regelmäßig mit dem Businessplan ab, um zu überprüfen, ob sich das Unternehmen in die richtige Richtung entwickelt. „Ich bin dann immer stolz, denn das Geschäft entwickelt sich positiv!“, gibt sie lachend zu.

Der Businessplan half ihr auch bei der Finanzierung. Über die Förderbank für Bremen und Bremerhaven, BAB, erhielt sie einen KfW-Kredit. Der ermöglichte es ihr, das Ladengeschäft zu renovieren und den Erstbestand an Käse und Zubehör einzukaufen. Die BAB finanziert als Förderbank Unternehmen in Bremen.

Neben Käse gibt es bei Grosch auch Zubehör, Weine und eingelegte Leckereien
Neben Käse gibt es bei Grosch auch Zubehör, Weine und eingelegte Leckereien © WFB/Jann Raveling

Existenzgründung Schritt 4: die Räumlichkeiten

Zu einem Krimi entwickelte sich die Suche nach den richtigen Räumen. „Ich habe von Beginn an nach Ladengeschäften Ausschau gehalten“, so Grosch. Sie fand schnell ein geeignetes Objekt, jedoch erhielt sie ihre Kreditzusage erst einen Tag vor dem letztmöglichen Mietdatum, dem 30. April 2016. Damit bliebt ihr für die Renovierung nur noch ein Monat, denn am ersten Juni sollte der reguläre Ladenbetrieb beginnen. „Am Ende hat alles haargenau gepasst“, freut sie sich.

Tipps für die Existenzgründung

Mittlerweile läuft der Betrieb und Grosch baut sich in Findorff und der Umgebung ihren Kundenstamm auf. Für Gründungswillige hat Grosch Tipps parat: „Nehmt alle Seminare mit, die ihr besuchen könnt, etwa das Existenzgründungsseminar der Handelskammer Bremen“, rät die Käse-Expertin. Auch ihre Entscheidung, einen Berater einzubinden, legt sie Existenzgründern nahe, auch, wenn es teuer sei. Denn eine zweite Meinung einzuholen, das gibt Sicherheit und schafft neue Perspektiven. „Und das sollten keine Freunde oder Bekannte sein, sondern Fremde, die unabhängig und unvoreingenommen Rat geben können.“

Reserven einplanen

Überrascht hat sie, wie schwer es ist, geeignetes Personal zu finden. „Ich würde gerne mehr Abendveranstaltungen anbieten“, sagt die Ladenbesitzerin. Verkauf, Organisation von Lieferungen und Buchhaltung füllen jedoch den Tag komplett aus. Zur Zeit unterstützt sie nur eine Aushilfskraft. Gründern rät sie deshalb, das Thema Wachstum und Personal von Beginn an mitzudenken, denn sonst können schnell Engpässe entstehen.


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