Von der Uni in die Selbstständigkeit: Zwei junge Bremer starten mit ihrer Werbeagentur in der Neustadt durch
KreativwirtschaftUnkompliziert und schnell per Du: So wollen Jung&Billig den Werbemarkt aufmischen
Außentermin in der Bremer Neustadt. Besuch in den frisch bezogenen Geschäftsräumen der Agentur Jung&Billig: Ein Schaufenstergeschäft an der Hauptstraße durch das gemütliche Buntentorviertel am Rande der Neustadt. Friseur, Kiosk, Dönerladen, dann Werbeagentur. Und was begrüßt einen als erstes beim Eintritt in das Geschäft? Agenturhund Malou.
Kinder und Tiere gehen ja bekanntlich immer, alte Werber-Weisheit. Ob das die Idee hinter dem Engagement des vierbeinigen Motivationsbeauftragten war, verraten die beiden frisch gebackenen Agentur-Inhaber Lars Klimmeck und Christoph Neumeier nicht. Aber, dass er perfekt ins Image der Agentur passt: Persönlich, ehrlich, nah am Kunden.
Und der Name Jung&Billig? „Einige unserer festen Kunden haben schon geschluckt, als sie unseren Namen nach der Gründung gehört haben, aber letztendlich finden es alle gut“, erzählt Lars Klimmeck. Der 26-jährige gebürtige Ostfriese ist eine Hälfte des Inhaberteams.
Jung&Billig – das ist, mit einem Augenzwinkern, auch eine Reflektion der Werbebranche. „Wir sprechen das aus, was sich viele nicht zu sagen trauen: Jeder möchte junge Leute, keiner möchte viel zahlen“, so Klimmeck. Als junge Agentur müsse man auffallen, etwas aus der Reihe tanzen, um zwischen den vielen Etablierten zu bestehen.
Das schaffen sie nicht nur mit einem frechen Namen. „Wir erfinden das Rad nicht neu, wir lassen es anders rollen“, sagt Christoph Neumeier, die zweite Hälfte des Inhaberduos, „wir sind nah am Kunden, sind mit allen grundsätzlich per Du. Wir haben kurze Wege, mit uns ist es unkompliziert.“
Raketenstart heißt auch: Riesenberg an Arbeit
Zu ihren Leistungen gehört all das, was eine klassische Full-Service-Agentur bietet: Markenberatung, Corporate Design, Printwerbung – eben die Rund-um-Betreuung. Der Fokus bei Jung&Billig liegt aber auf dem digitalen Marketing. Viele der bisher rund 20 umgesetzten Projekte sind Webseiten, Onlineshops, Suchmaschinenoptimierung und Appentwicklung. „Wir sind gut ausgelastet, wollen immer Freches und Innovatives auf die Beine stellen“, freut sich Neumeier.
Ein stolzes Repertoire für ein Unternehmen, das es offiziell erst seit dem 1. Januar 2016 gibt. Deshalb haben sich die beiden auch Unterstützung mit ins Boot geholt: Etwa Kooperationspartner wie professionelle Fotografen oder Designer, die an einzelnen Projekten mitarbeiten. Und seit neuestem mit Jan Schrader auch den ersten Angestellten. Sie tragen so schon zum Wachsen der Bremer Kreativbranche bei.
Wie sind sie so schnell zu den Aufträgen gekommen? Ganz einfach – mit dem, was sie am besten können: Werbung. „Wir haben ganz gezielt Anzeigen in sozialen Netzwerken geschaltet und unsere Webseite für die Google Suche optimiert“, berichtet Klimmeck. So begeisterten sie nicht nur Kunden in Bremen über das berühmte Vitamin-B, sondern erhielten auch Anfragen aus Berlin, München oder der Schweiz. Ihr Kundenstamm ist ein bunter Mix aus Unternehmen, Existenzgründern, Freiberuflern und Privatleuten, allesamt auf der Suche nach frischem Wind.
Von der Uni in die Selbstständigkeit
Viel Arbeit – die aber auch motiviert. „Ich habe während des Studiums als Angestellter gejobbt, mich aber immer stark eingeschränkt gefühlt“, erzählt Christoph Neumeier. Die Selbstständigkeit gibt ihm die Freiheit, selbst Entscheidungen zu treffen oder seine Zeit einzuteilen. Dem pflichtet Klimmeck bei: „Ich könnte mir das nicht mehr anders vorstellen.“
Überhaupt, das Studium. Beide lernten sich während des Medieninformatik-Studiums an der Hochschule Bremen kennen. Einen Teil ihres Studiums verbrachten sie gemeinsam in Südafrika, wo sie Kommunikationsdesign studierten. Das Studium sehen sie als eine umfangreiche Vorbereitung auf ihren Weg. „Es ist ein gutes Gesamtpaket. Man lernt in der Breite viele Themen, auf die wir jetzt zurückgreifen können – etwa das Thema Benutzerfreundlichkeit, wenn es um Webseitengestaltung geht“, sagt Lars Klimmeck.
Kunden empfangen – nur nicht in der eigenen Bude!
Direkt nach dem Studium in die Selbstständigkeit – ein gewagter Schritt, den die beiden aber bewusst langsam vollführten. „Wir waren zunächst nur freiberuflich unterwegs. Aber dann wurde uns schnell klar, dass wir eine Repräsentanz brauchen“, so Klimmeck. Etwas Schönes, einen Ort, wo man sich mit Kunden treffen kann, der aber auch den Geist von Jung&Billig widerspiegelt.
Sie wurden dort fündig, wo sie ohnehin leben: In der Neustadt. Das leerstehende Ladengeschäft in der Straße Buntentorsteinweg war ideal. Eine offene Glasfläche, direkt an der Lebensader des Quartiers. Das ist so, wie Jung&Billig auch sein möchte: offen, ehrlich, nahe. Und anders als traditionelle Agenturen, die sich etwa einen Glaspalast in der Überseestadt suchen. „Wir drehen niemandem etwas an. Gemeinsam mit unseren Kunden suchen wir die bestmögliche Strategie für ihr Ziel“, so Klimmeck.
Mit Förderbank-Mikrokredit der BAB Arbeit erleichtern
Für den Einzug beantragten die beiden einen Mikrokredit der Förderbank für Bremen und Bremerhaven BAB (Bremer Aufbau-Bank). „Wir wollten es zunächst nur mit unseren eigenen Mitteln schaffen. Nur ausgeben, was wir vorher verdienten“, gibt sich Klimmeck überraschend hanseatisch. Aber schnell wurde beiden klar, dass sie mit einem Mikrokredit mehr erreichen können: Ein sicheres finanzielles Polster für die Erstausstattung und damit genügend Zeit für Einrichtung und Einzug. „Das kam auch unseren Kunden zugute, weil wir uns so viel besser auf die eigentlichen Herausforderungen – die Projekte – konzentrieren konnten“, so Neumeier.
Bisher kommt das neue Ladengeschäft gut an – und bereichert die Neustadt um ein weiteres, junges Projekt. „Bremen, gerade die Neustadt, ist sehr lebenswert“, sagt der gebürtige Münchener Neumeier, der für das Studium in die Hansestadt gezogen ist. „Die Neustadt entwickelt sich. Mit Initiativen wie dem Papp, dem Karton oder Kukoon steigt das Kultur- und Gastronomieangebot. Dazu die Parks, das viele Grün. Es entwickelt sich so langsam zum neuen ‚Viertel‘“, stimmt Klimmeck zu.
Und so ist klar, das für Jung&Billig nach der Existenzgründung die Neustadt genau der richtige Ort für ihre Zukunftspläne ist: wachsen, wachsen, wachsen. Und sich dann, sehr viel später, vielleicht einmal umzubenennen: Alt&Teuer. Aber das hat noch viel Zeit.
Die Neustadt wandelt sich, ein Viertel wird 'in' - wie diese Transformation funktioniert und wie sich die Bewohner dabei fühlen, dazu mehr in unserem Artikel: Das Tor zur Neustadt – Kreative beleben einen Bremer Stadtteil
Was Kreative in Bremen sonst noch so machen, erfahren Sie auf der Übersichtsseite Kreativwirtschaft
Erfolgsgeschichten
Er sorgt dafür, dass sich das Publikum in wenigen Augenblicken in einer Szene orientieren kann: Weit mehr als hundert Filmproduktionen hat der Bremer Szenenbildner Dennis Duis schon begleitet und dabei mit Bildern und Stimmungen die jeweilige Welt geschaffen, in der die Handlung spielt. Eines seiner jüngsten Projekte wurde mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet.
Mehr erfahrenAls Kunstprojekt gestartet, hat sich das Bremer Start-up ooley mit seinen nachhaltigen Designsocken am Markt etabliert. Gestaltet wird in Bremen, produziert wird in Italien, verkauft wird in 150 Geschäften sowie online. Im Sortiment sind auch Sockenmotive mit Lokalkolorit, sei es die Weser oder der Grünkohl.
Mehr erfahrenMit ihren Fotos will sie Emotionen einfangen – ganz ohne Kitsch. Das überzeugt nicht nur ihre Kundinnen und Kunden: Die Bremerin Gianna König wurde in diesem Jahr zu Norddeutschlands bester Hochzeitsfotografin gekürt. Dadurch schaffte sie es bis ins Finale des bundesweiten Wedding King Awards.
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