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22.5.2019 - Merle Burghart / Andrea Bischoff

"Wir brauchen Kultur, weil sie die Stadt einzigartig macht."

Lebensqualität

Was die Lange Nacht der Museen für Bremen bedeutet

Jens-Joost Krüger sitzt auf den Treppen der Kunsthalle in Bremen.
Jens Joost-Krüger begleitet die "Lange Nacht der Museen" in Bremen seit 2004 und arbeitet eng mit den teilnehmenden Museen zusammen. © WFB / Jann Raveling

Ein Abend und so viel zu entdecken: Am Samstag, 25. Mai 2019, findet in Bremen die "Lange Nacht der Museen" statt. Jens Joost-Krüger, Projektleiter Standortmarketing der Wirtschaftsförderung Bremen, ist seit 2004 im Planungsausschuss dabei. Im Interview blickt er zurück, teilt seine Zukunftswünsche mit und erklärt die besondere Rolle der Kultur für die Stadt und auch die des Standortmarketings für die "Lange Nacht" in Bremen.

Jens Joost-Krüger, die erste "Lange Nacht der Museen" fand 1997 in Berlin statt. Mittlerweile veranstalten über 120 Städte "Lange Nächte". Seit wann ist Bremen mit dabei?

2001 gab es die erste "Lange Nacht" in Bremen. Wir sind aktuell bei der 19. Ausgabe.

Ist noch präsent, wer damals die "Lange Nacht" in Bremen ins Leben gerufen hat?

Die "Lange Nacht" wurde von einem Zusammenschluss der fünf großen Museen ins Leben gerufen: Kunsthalle, Überseemuseum, Focke-Museum, Weserburg und Museen Böttcherstraße. Die Idee dahinter war, die Museumslandschaft Bremens zu präsentieren. Das war auch die Zeit, in der die „Langen Nächte“ bundesweit anfingen. Das Standortmarketing war von Anfang an in Bremen mit dabei.

Was sind Merkmale der "Langen Nacht"?

Von Beginn an war ein Merkmal der "Langen Nacht", dass es eine gemeinsame Eintrittskarte für alle Häuser gibt. Dabei handelt es sich um ein Armband, mit dem die BesucherInnen in alle beteiligten Häuser kommen. Die Zahl der Verkäufe pendelt zwischen 4.000 und knapp 10.000 Bändern. Im Schnitt besuchen die Gäste vier Häuser pro Nacht. In der "Langen Nacht" 2018 hatten wir 5.000 verkaufte Bänder. Daraus resultierten also etwa 20.000 Museumsbesuche.

Ein weiteres Merkmal der "Langen Nacht" ist natürlich, dass die Besucher nachts unterwegs sind und ihnen die gesamte Museumslandschaft der Stadt offen steht. Das bietet eben auch die Möglichkeit, die Qualitäten der Museen als ein zentrales Element der kulturellen Attraktivität Bremens zu kommunizieren.

Das einzelne Museum tritt in den Hintergrund…

Ja genau. Man kann fast sagen, dass das Museum als Museum in der "Langen Nacht" hinter das gesellschaftliche Ereignis tritt. Die Leute schätzen es, während des Abends durch die Stadt und Häuser zu flanieren. Dazu gehört auch, hier und da lecker zu essen, ein Glas Wein zu trinken und mit Menschen ins Gespräch zu kommen.

Was bringt die Teilnahme für die großen Häuser und was bringt sie für die kleinen?

Für die großen Häuser bietet sich die Chance, an ein neues Publikum zu kommen. Vor allem junge Leute nehmen die "Lange Nacht" zum Anlass, erstmals in die Museen zu schauen. Für die großen Häuser ist die "Lange Nacht" eine Art Appetizer. Häufig bekommen Besucher Lust, zu normalen Öffnungszeiten wiederzukommen. Und für die kleinen Häuser, auch die ehrenamtlich geführten, ist es wichtig, dass sie überhaupt ins Spiel kommen und einen Anlass für Erstbesuche bieten oder sich überhaupt einem größeren Publikum zu präsentieren. Sie können sich von den größeren Häusern mitziehen lassen, da die "Lange Nacht" schon von sich eine große Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Wie verläuft die Planung einer "Langen Nacht"?

Zuerst geht es um den Termin. Der ist nicht leicht zu finden, weil gerade die Frühjahrswochenenden heiß begehrt sind. In den vergangenen Jahren fiel die "Lange Nacht" zweimal auf den Termin des Champions-League Endspiels. Das war besonders als Dortmund gegen Bayern München antrat eine mächtige Konkurrenz, die keinen guten Einfluss auf die Besucherzahlen hatte.

Was folgt dann? Das Motto?

Genau. Es gibt immer eine lange Diskussion bis das Motto gefunden ist. Jedes Haus muss etwas damit anfangen können und das Motto soll einen Bezug haben zu aktuellen Themen der Stadt. Bei aktuell 26  beteiligten Häusern ist das eigentlich schwierig. In diesem Jahr war es einfacher, weil sich alle gern im Stadtmusikantensommer unter dem Motto "ÜberLeben" einfinden konnten. Dieses Jahr sind zum dritten Mal auch die Museen im Bremer Norden mit dabei, die Ausweitung der Langen Nacht hat sich bewährt.

Wozu gibt es überhaupt ein Motto?

Das Motto dient als Hilfestellung. Es gibt den Kulturprogrammen in den Museen eine Orientierung. Die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit hat so auch die Möglichkeit, besondere Besuchergruppen anzusprechen und zu motivieren ins Museum zu gehen.

Wie hat sich die "Lange Nacht" seit ihren Anfängen gewandelt?

Am Anfang waren nur die klassischen und etablierten Museen dabei. Heute ist das Angebot größer und bunter geworden. Mit dabei sind jetzt auch viele Häuser, die keine Museen im eigentlichen Sinne sind, wie etwa das Universum, die Städtische Galerie oder der Denkort Bunker Valentin.

Wie sieht es mit dem Wandel der Besucherstruktur aus?

In den ersten Jahren ist vor allem das klassische bildungsbürgerliche Publikum, das auch sonst in die Museen geht, zur "Langen Nacht" gekommen. Heute wandert ein jüngeres Publikum durch die Museumsnacht. Das Interesse am begleitenden Kulturprogramm hat ebenfalls zugenommen: In fast allen Einrichtungen gibt es ein dezidiertes Abendprogramm unter Einbezug von Akteuren anderer Kultursparten. Es gibt Theatervorführungen, Lesungen, Vorträge und Musik. An vielen Stellen bietet sich die Möglichkeit, Sammlungen aus einem ganz anderen Blickwinkel zu betrachten. Und es gibt ein Late Night Ticket, das auch für die Party nach der Langen Nacht gilt. Dieses Jahr findet sie im TAU statt.

Worin besteht deine Unterstützung und die des Standortmarketings?

Wir helfen bei der Moderation der Mottofindung und organisieren das komplette organisatorische gemeinsame Gerüst wie Zubringerdienste und das Marketing. Während der Nacht sind wir eine Art Feuerwehr: helfen dort, wo Hilfe benötigt wird. Falls irgendwo Programme oder Eintrittsbänder ausgehen, bringen wir welche vorbei. Und seit zwei Jahren organisieren wir in Kooperation mit unserem Projekt BIKE IT! Führungen durch die "Lange Nacht". Die beteiligten Häuser sind zudem in der kostenfreien Bike Citizens Rad-Navigations-App eingetragen, so dass auch der individuelle Weg per Rad durch die Nach kein Problem ist. 

Außerdem haben wir die "Lange Nacht" um eine Party erweitert, bei der sich nach Abschluss Beteiligte und Gäste treffen und feiern können.

Wie heißt deine Rolle bei der "Langen Nacht"?

Das, was ich mache, hat keinen Namen.

Jens Joost-Krüger auf einem Fahrrad vor der Kunsthalle Bremen.
Auch per Rad lässt sich die Lange Nacht entdecken – eine kostenlose App hilft bei der individuellen Route von Haus zu Haus. © WFB / Jann Raveling

Wie kommt es, dass die Wirtschaftsförderung die Lange Nacht der Museen unterstützt?

In Bremen hat Kultur aus Perspektive der WFB eine wichtige Bedeutung. Kultur ist das zentrale Element der städtischen Anziehungs- und Bindungskraft. Es ist wichtig, Kultur zu unterstützen und zu bezahlen, eine Öffentlichkeit für Kultur herzustellen und eine zusätzliche Bühne zu schaffen. Dabei mischen wir uns nicht inhaltlich ein, sondern fördern. Kultur braucht den Freiraum, um die Stadt immer wieder neu zu erfinden, und wir brauchen Kultur, weil sie die Stadt einzigartig macht.

Was wünscht du dir für die Zukunft?

Noch mehr Experimentierfreude! Die Häuser sollen sich noch mehr öffnen – offene und mutige Zugänge zu den Häusern herstellen. Da ist schon viel in Bewegung geraten und ich hoffe, es wird noch lebendiger. Auch der öffentliche Raum zwischen den Häusern könnte noch viel stärker bespielt werden.

Das Motto dieses Jahr ist „ÜberLeben“. Was verbindest Du persönlich damit?

Ich finde das Motto spannend, weil es die Stadtmusikanten erdet und den Blick auf die Risiken des Lebens und die Motive und Strategien, nicht nur davonzukommen, wirft.

Wenn du könntest, wo würdest du hingehen in der "Langen Nacht"?

Ich mag mich am liebsten treiben lassen. Einfach unterwegs zu sein und hier mal schnuppern, dort was trinken und da mal gucken.


Die Lange Nacht der Museen: 25. Mai 2019, 18 bis 1 Uhr.

Mit dabei: Altes Pumpwerk • Das Depot – Das Bremer Straßenbahnmuseum • Dom-Museum im St. Petri Dom• Focke-Museum – Bremer Landesmuseum • Gerhard-Marcks-Haus • GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst • Hafenmuseum Bremen • Krankenhaus-Museum • Kunsthalle Bremen • Künstlerhaus Bremen • Museen Böttcherstraße • Olbers-Planetarium • Schulmuseum Bremen • Städtische Galerie Bremen • Tischlerei-Museum . Übersee-Museum Bremen • Universum® Bremen • Weserburg | Museum für moderne Kunst • Wilhelm Wagenfeld Haus • Wuseum – Werder Bremen Museum

In Bremen-Nord: Denkort Bunker Valentin • Galerie Birgit Waller / Skulpturenpark Lesmona • Havengalerie • Kränholm • Museum Schloss Schönebeck • Overbeck Museum • Vegesacker Geschichtenhaus

Eintrittsbänder sind erhältlich in allen teilnehmenden Museen, beim Weser-Kurier, der Zeitung "Die Norddeutsche" und in den Touristinformationen in der Böttcherstraße und am Hauptbahnhof. Die Eintrittsbänder gelten während der Langen Nacht (von 17 bis 3 Uhr) als Fahrscheine im Tarifgebiet 1 des VBN, in der historischen Straßenbahn und auf den Schiffen.

Weitere Informationen gibt es bei Facebook, bei Instagram und auf der Homepage der Langen Nacht der Museen.


Weitere Informationen zu Veranstaltungsförderung und -marketing gibt es bei Jens Joost-Krüger, Tel.: 0421 9600 524, jens.joost-krueger@wfb-bremen.de.


Welche Projekte und Aufgaben die WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH für das integrierte Standortmarketing Bremens übernimmt, finden Sie in der Rubrik Marketing für Bremen.

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