Nachhaltig leben mit Karl
WissenschaftCleverer Chatbot gibt Tipps zu umweltfreundlichem Verhalten
Kaum jemand möchte nicht umweltfreundlich leben. Doch die Umsetzung fällt vielen Menschen schwer. Ihnen zur Seite stehen könnte bald Karl. Er ist ein Chatbot, ein digitaler Helfer, der nützliche Tipps fürs richtige Handeln gibt. Entwickelt wird er an der Uni Bremen, ein Prototyp ist bereits einsatzbereit.
Karl steckt voller Ideen
Recycling, erneuerbare Energien, vegane Rezepte: Wenn es um den Klimaschutz geht, steckt Karl voller Ideen. Auch hat er interessante Fakten parat: „Ungefähr 23 Stunden pro Tag stehen private Pkws still und belegen eine Parkfläche“, sagt er. „Wenn wir uns mehr Autos teilen würden, bräuchten wir also auch weniger Parkplätze und hätten mehr Platz für Bäume.“ Karl ist ein besonderer Umweltschützer: Er ist ein Ökobot – ein automatisches Computerprogramm, das Tipps für ein umweltfreundliches Alltagsleben über einen Messenger weitergibt. Außerdem ist er ein echter Bremer – erfunden von Wirtschaftswissenschaftlern an der Uni Bremen.
„Viele lassen sich von möglichen Einschränkungen abschrecken“
Er soll dabei helfen, umweltfreundliche Gewohnheiten zu entwickeln und den Einstieg in das Thema Nachhaltigkeit zu erleichtern. Und das Schritt für Schritt: „Viele lassen sich von möglichen Einschränkungen abschrecken, die ein umweltbewusster Lebensstil mit sich bringen kann – und fangen erst gar nicht damit an“, sagt Kirsten Hillebrand. Zusammen mit Hendrik Hinrichs entwickelt die 27-jährige wissenschaftliche Mitarbeiterin Karl seit Anfang des Jahres.
Karl gibt Tipps ohne erhobenen Zeigefinger
Karl berät zu vielerlei Bereichen, die zum Klimaschutz beitragen können. Zum Beispiel gibt er Tipps zu Mobilität, Müllvermeidung, Recycling, Energie und Ernährung. Und das nicht mit einem erhobenen Zeigefinger, sondern im sympathischen Plauderton. „Umweltschutz soll Spaß machen“, sagt Hendrik Hinrichs (27). Das Konzept kommt an: Bereits zu Beginn des Projekts bekamen die beiden Wissenschaftler Unterstützung über das Förderprogramm digital.engagiert, einer Initiative von Amazon und dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft. Beim Wettbewerb „Campusideen“ der Bremer Hochschulen belegte das Team im September 2018 den zweiten Platz. Der Ideenwettbewerb wird von der Bremer Hochschul-Initiative BRIDGE durchgeführt, ein Partner von Starthaus Bremen und Bremerhaven. Zu den Sponsoren gehören unter anderem die Förderbank für Bremen und Bremerhaven BAB, die Handelskammer Bremen und Kraftwerk City Accelerator Bremen.
Ökobot als digitaler Assistent
Die Idee zu Karl hatte Kirsten Hillebrand 2017. Für ihre Masterarbeit beschäftigte sie sich damit, wie künstliche Intelligenzen Konsumverhalten beeinflussen. „Digitale Assistenten werden im Marketing immer häufiger eingesetzt. Warum sollten wir sie also nicht auch für etwas Gutes einsetzen, wie zum Beispiel Umweltschutz?“, fragte sich die Wahl-Bremerin und legte damit den Grundstein für den Ökobot, den sie nun gemeinsam mit Hendrik Hinrichs technisch umsetzt. Bei der Programmierung unterstützt sie seit dem Sommer Tobias Freund, ein Informatikstudent aus Mönchengladbach.
Trend geht hin zu Messenger-Diensten
Dass sie Karl als Chatbot und nicht als App konzipiert haben, hängt laut Hinrichs mit einem veränderten Nutzerverhalten von Smartphonebesitzern zusammen. „Der Trend geht hin zu Messenger-Diensten. Apps werden immer seltener genutzt – und wir wollen die Nutzer so einfach wie möglich erreichen“, sagt der 27-Jährige. Den Faktor Bequemlichkeit dürfe man gerade im technischen Bereich nicht unterschätzen. „Als App könnte Karl schnell vergessen werden. Jetzt steht er als personalisierter Begleiter wie ein Freund im Chatverlauf: zwischen Mama und bester Freundin“, erklärt Kirsten Hillebrand.
Karl trägt Latzhose und Nickelbrille
Dass der Bot einen Namen hat, ist daher kein Zufall – ebenso wenig wie auch seine freundliche Erscheinung: Auf seinem Profilbild hält der Latzhose tragende, grüne Roboter ein Pflänzchen in der Hand und zwinkert dem Betrachter keck durch deine Nickelbrille zu. „Karl ist kein nerviger Besserwisser, sondern ein liebenswerter Nerd, der immer einen schlauen Tipp auf den Lippen hat“, sagt Hendrik Hinrichs. „Es soll Spaß machen, mit ihm zu kommunizieren.“
Wie motiviert man den Menschen am besten?
Bislang ist das noch leichter gesagt als getan: Denn als „Machine Learning“-Chatbot mit einem selbst lernenden Algorithmus muss Karl verstehen, was sein Gegenüber von ihm will, welche Tipps ihn interessieren und adäquat auf ihn reagieren – auch um zu vermeiden, dass er von einem frustrierten über- oder unterforderten Nutzer gelöscht wird. Eine Herausforderung für die Programmierung, denn Karl müsse erkennen, wie er sein Gegenüber zum Handeln bringen könne, sagt Kirsten Hillebrand. „Jeder Mensch ist anders: Den einen motiviert es, auf das Auto zu verzichten, weil er damit die Eisbären rettet. Der andere denkt sich: Super, wenn ich das Rad statt das Auto nehme, muss ich später nicht zum Sport.“
Testversion beim Messengerdienst Telegram
Wie Motivation und individuelle Ansprache zusammenhängen – diese Frage interessiert die 27-jährige Hillebrand nicht aus persönlicher Neugier. Sie schreibt darüber ihre Doktorarbeit im Fachbereich Wirtschaftswissenschaft. Die Daten dafür soll ihr Karl liefern – allerdings anonymisiert. Daher haben sich die beiden Wissenschaftler auch dazu entschieden, den Bot vorerst über den Messenger Telegram anzubieten. Dieser funktioniert ähnlich wie WhatsApp, soll aber besseren Datenschutz bieten. „Wir sind uns unserer Verantwortung beim Datenschutz bewusst und wollten daher einen Dienst verwenden, der sensibel mit den Daten seiner Nutzer umgeht“, sagt die Doktorandin.
Tipps basieren auf Daten von Umweltverbänden
Die Empfehlungen für Karl schreiben die Wissenschaftler bislang selbst. Anregungen dafür bekommen sie von Umweltverbänden wie NABU und BUND, dem Umweltbundesamt sowie Büchern und Blogs. „Die Verlässlichkeit der Quellen ist uns sehr wichtig“, sagt Kirsten Hillebrand. Aber auch die Nutzer sollen künftig Tipps weitergeben können – zum Beispiel bei Challenges, kleinen Wettbewerben, zu denen Karl seine Freunde regelmäßig auffordern will.
Prototyp gibt allgemeine Handlungsempfehlungen
Bislang ist er aber nur in einer Testversion unter dem Nutzernamen @oekobot beim Messenger-Dienst Telegram zu finden. Der „ProtoKarl“ gibt noch keine personalisierten, sondern allgemeine Handlungsempfehlungen. „Ich drücke noch fleißig die Chatbotschulbank und lerne fleißig – also lass dich nicht frustrieren, wenn ich aktuell noch ab und zu an meine Grenzen stoße“, warnt er gleich zu Beginn seine Nutzer. Ein paar Tipps und Informationen lassen sich ihm dennoch entlocken – auch über den aktuellen Stand des Projekts. Und das Motivieren des Verbrauchers klappt schon ganz gut: „Wir machen noch einen richtigen Experten aus dir“, gibt er sich überzeugt.
Pressekontakt:
Kirsten Hillebrand und Hendrik Hinrichs, Fachbereich Wirtschaftswissenschaft, Uni Bremen, Tel.: +49 176 61335522, E-Mail: post@klimakarl.de
Start-ups und Existenzgründer in Bremen erhalten hilfreiche Informationen beim Starthaus-Team: Unter der Telefonnummer 0421 9600 – 372 und unter der E-Mail: starthaus@bab-bremen.de. Eine Liste aller Ansprechpersonen gibt es hier: www.starthaus-bremen.de/ueber-uns
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