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5.12.2016 - Marlis Torka

Wie eine Doktorandenschule den Logistikstandort Bremen bereichert

Wissenschaft

Das Erfolgsmodell der International Graduate School for Dynamics in Logistics

Bremen ist der zweitgrößte Logistikstandort Deutschlands. Namhafte Unternehmen agieren aus der Hansestadt, schlagen Güter aus Bremen und aller Welt um und sorgen mit der entsprechenden Infrastruktur für den erfolgreichen Weg von A nach B. Logistik spielt auch in der Hochschullandschaft eine tragende Rolle. Denn irgendwoher müssen die Nachwuchskräfte kommen, Forschungsprojekte angeschoben und Ideen entwickelt werden. Dafür sorgt die International Graduate School for Dynamics in Logistics, oder kurz: IGS, an der Universität Bremen. 

In unserem vorherigen Artikel haben Sie erfahren, wie der Forschungsverbund LogDynamics Forschung und Lehre vereint. Dieses Mal widmen wir uns unseren ausländischen Gastwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern, die in Bremen eine zeitlich begrenzte, aber intensive Ausbildung im Bereich Logistik bekommen. Dr.-Ing. Ingrid Rügge, Geschäftsführerin der International Graduate School of Dynamics in Logistics (IGS), spricht über die Möglichkeiten für ausländische Studierende und Promovierende im Bereich Logistik zu forschen. Als Koordinatorin des strukturierten Doktorandenprogramms des Forschungsverbunds LogDynamics berichtet Rügge stolz, dass allein 2016 insgesamt 30 Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler der IGS in Forschungsprojekte der Universität Bremen eingebunden sind. Die Wissenschaftler kommen aus aller Welt. Was sie vereint, ist ihre Leidenschaft zur Logistik und ihr Wunsch, erfolgreich an der IGS zu promovieren.

Die meisten der Doktoranden kommen aus Ländern, fernab europäischer Grenzen. Meist sind sie drei Jahre in Bremen, werden hier gefördert und gefordert. Die Gäste – betreut von Professorinnen und Professoren der Uni Bremen – forschen eigenverantwortlich an Projekten, lernen neue Disziplinen und fremde Wissenschaftskulturen kennen. Vieles für sie ist Neuland: die Anforderungen des wissenschaftlichen Arbeitens in Deutschland oder bestimmte Facetten der Gleichberechtigung der Geschlechter zum Beispiel.

Neben der Internationalität der IGS spielen auch die Integration der WissenschaftlerInnen und das eigenverantwortliche Arbeiten eine wichtige Rolle. Zugleich bildet dieses Dreiergespann auch die Erfolgsformel der IGS. So unterschiedlich die DoktorandInnen sind, so wichtig ist es Rügge und ihren Mitarbeitern, dass sie sich in Deutschland integrieren und in Bremen erfolgreich promovieren. Die Abbrecherquote sei seit Start der IGS im Jahr 2005 äußerst gering, so Rügge. Besonders stolz ist sie auf die hervorragende Frauenquote in diesem technisch anmutenden Forschungsbereich.

Ein Geben und Nehmen – und ein Gewinn für alle

Die zentrale Aufgabe von Hochschulen besteht in der Ausbildung und Betreuung von NachwuchswissenschaftlerInnen, erzählt Rügge. "Unsere ProfessorInnen freuen sich über DoktorandInnen, weil sie zur Forschung beitragen. Individual-Promotionen, die interdisziplinär ausgerichtet sind, gab es schon immer. Doch wer eine akademische Karriere machen möchte, muss sich für eine Fachrichtung entscheiden und in einem Spezialgebiet einzigartig sein. Ansonsten wird es schwer bei der Jobsuche. Die IGS ermöglicht trotz Fokussierung auf die vier Fachgebiete von LogDynamics einen breiteren Blick. Wir garantieren hierbei eine hervorragende fachliche Betreuung sowie ein interdisziplinäres Training und Maßnahmen der Personalentwicklung. Denn nur wenn die ProfessorInnen noch freie Kapazitäten für die Betreuung weiterer DoktorandInnen haben, bekommt der oder die BewerberIn auch eine Zusage. Wenn ich keine disziplinäre Betreuung finde, hat der oder die KandidatIn Pech gehabt. So hart wie das klingen mag, die Qualität der Ausbildung an der IGS steht und fällt mit der Betreuungssituation. Und natürlich können die ProfessorInnen nicht unendlich viele DoktorandInnen betreuen. Meist entscheiden dann die Themen."

Auch Rügge selbst, genauso wie ihre studentischen Mitarbeiter, nehmen viele der Stipendiaten an die Hand. "Die DoktorandInnen sind erwachsen, bei denen machen wir nicht so viel. Die müssen sich alleine durchbeißen, denn das müssen sie bei ihrer Promotion auch tun. Sie sind keine Studierenden mehr, sie sind unabhängige WissenschaftlerInnen, denen keiner sagt, wo sie hingucken oder was sie tun müssen. Wenn sie nach Bremen kommen und fragen, was sie inhaltlich tun sollen, bekommen sie von mir die Antwort, sie mögen mal darüber nachdenken. Selbermachen – darum geht es uns, das ist das deutsche Promotionssystem."

Unsere DoktorandInnen wollen später Entscheidungen treffen und Menschen führen – das muss gelernt werden.

– Dr. Ingrid Rügge, Geschäftsführerin der International Graduate School of Dynamics in Logistics (IGS)

Und dennoch: Wenn man das erste Mal in einem wildfremden Land ist, in dem die Wissenschaftskultur in den einzelnen Fachdisziplinen schon sehr unterschiedlich ist, dann benötigen auch Doktoranden ein wenig Unterstützung. "Das ist dann mein Beitrag", so Rügge, "ich erkläre ihnen, wie in den einzelnen Fachbereichen promoviert wird, denn im Ausland wird damit anders umgegangen. Wir müssen sie in die Lage versetzen unser System für sich zu adaptieren. Ein paar unserer DoktorandInnen konnten das nicht und sind aus diesem System herausgefallen. Bei einer Doktoandin war dies beispielsweise der Fall: Sie hat sich redlich bemüht, es uns allen recht zu machen. Aber sie war nicht in der Lage selber einen eigenen Ansatz zu entwickeln und wissenschaftlich etwas Neues zu tun. In unserem System konnte sie daher nicht promovieren und wir mussten ihr Stipendium beenden."

Wenn die Fürsorgepflicht auch mal zum Abbruch führt

Neben den Bericht- und Prüfsystemen legt Rügge großen Wert auf die Fürsorgepflicht der Betreuerinnen und Betreuer. "Wenn bei aller Unterstützung und Betreuung absehbar ist, dass die DoktorandInnen es in den vorgesehenen 3 bis 3,5 Jahren nicht schaffen hier zu promovieren, dann ist es unsere Pflicht zu sagen, dass es nicht geht. Und diese Pflicht müssen wir unseren DoktorandInnen gegenüber auch einhalten. Wenn jemand aus einer fremden Kultur drei Jahre lang bei uns promoviert, die Doktorarbeit dann aber nicht abschließt, verliert er in seiner Heimat sein Gesicht. Das ist viel schlimmer, als wenn man frühzeitig sagt, dass es nicht geht." Die durch Abbrüche frei werdenden Drittmittel werden dann entweder zurückgegeben oder für andere Stipendiaten verwendet. Rund 70 Leute haben bisher eine strukturierte Promotion in der IGS angefangen. Bis jetzt haben sechs von ihnen aus unterschiedlichen Gründen abgebrochen. Diese geringe Abbrecherquote habe viel mit der organisatorischen und fachlichen Betreuung zu tun, erklärt Rügge. "Wenn es nicht jemanden mit meiner Funktion gäbe, der immer hinter den Leuten her ist und nachvollziehen kann, wie sie denken und warum sie handeln, wie sie es tun, dann würde die Hälfte der Leute abbrechen. Unsere ProfessorInnen haben natürlich auch sehr viele Auslandsaufenthalte in Ländern, in denen sie dann ein bis fünf Tage verweilen, zum Beispiel auf einer Konferenz. Aber drei Jahre und länger in einem komplett fremden Land zu leben, meist ohne Familie, ist für die meisten kaum greifbar. Ihnen fehlt manchmal das Verständnis und die Zeit sich in die Lage der StipendiatInnen zu versetzen. Dafür bin ich zuständig."

Du bist nicht die Mutter der Nation, du bist die Mutter der Nationen!“

- ehemaliger IGS-Gastwissenschaftler über Dr. Ingrid Rügge, Geschäftsführerin der IGS

Natürlich gab es im Laufe der Jahre viele persönliche Herausforderungen, denen sich Ingrid Rügge stellen musste. Dabei spielte auch ihr Geschlecht eine Rolle: "Ich erinnere mich zum Beispiel an einen Iraner, der mit mir als seine Chefin Schwierigkeiten hatte. Nach seiner Zeit an der IGS ging er als Assistenzprofessor nach Skandinavien und kam hin und wieder noch zu Besuch. Irgendwann meinte er, er habe viel von mir gelernt: den Respekt vor Frauen und mit ihnen im Berufsalltag umgehen zu können." Dies seien die kulturellen Unterschiede, die nicht wegzureden seien, denen man aber konstruktiv und fördernd begegnen müsse. Ein anderes Beispiel handelt von einem chinesischen Austauschstudenten, der für eine Menge Ärger sorgte. Rügge machte ihm klar, was das Projekt erlaubt und was es nicht erlaubt. "Ich habe ihm ganz klare Ansagen gemacht, ihm aber auch immer die Türen aufgehalten." Der Stipendiat hat seinen Forschungsaufenthalt absolviert, dadurch bekam er eine Promotionsstelle in China. Als sein Abschied nahte, war er aufgelöst und weinte. "Es sei ihm noch nie passiert, dass ihn jemand so ernst genommen habe und immer offen und ohne Willkür ihm gegenüber gestanden und nicht aufgehört habe zu erklären, warum, weshalb, wieso, was zu tun sei. In der chinesischen Kultur gäbe es so etwas nicht für normale Studenten", erzählt Rügge, "er fragte mich schließlich, wie er mir dafür danken könne. Ich sagte ihm: Du gehst zurück und wenn du dort Dozent bist, machst du es so wie ich." Die meisten der bisherigen Doktoranden gehen nach Ende ihrer Zeit an der IGS in ihr Heimatland zurück oder in ein anderes Land. "Wenn jemand drei Jahre durch unsere Schule von selbstständigem Denken, interdiziplinärer Zusammenarbeit und kritischer Auseinandersetzung gegangen ist, bin ich persönlich sehr froh, wenn die DoktorandInnen in ihre Heimatländer zurückkehren und unseren Spirit dort leben und weitergeben", erzählt Rügge.

Mit Herz und Leidenschaft bei der Sache

Ingrid Rügge weiß viele Anekdoten zu berichten, die uns schmunzeln lassen und uns begeistern. Es sind Geschichten, die das Leben schreibt und mit denen man wächst, wenn man sie zu nehmen weiß. Rügge ist das beste Beispiel. Ihr Job beinhaltet auch Reisen in ferne Länder. Erst 2016 führte sie ihr Weg nach Bhutan. Sie wollte jenes Land kennenlernen, aus dem schon einige ihrer Stipendiaten kamen. Vier Wochen war sie vor Ort, lernte Kultur und Leute, Alltag und Universitätsbetrieb kennen: "Bhutan ist ein Partner in unseren EU-geförderten ERASMUS MUNDUS-Projekten, in denen auch einige unserer IGS-DoktorandInnen Stipendiaten sind. Fünf Bachelor-Studierende und ein Dozent aus Bhutan durften wir seit 2013 bereits als Gäste in Bremen willkommen heißen. Mit meinem Aufenthalt in Bhutan habe ich in jeder Hinsicht Neuland betreten. Ich habe mich in meine Kindheit auf dem Land zurückversetzt gefühlt, wo alle miteinander in Beziehung standen. Jeder kannte jeden, alle waren aufeinander angewiesen. Die gegenseitige Rücksichtnahme wurde groß geschrieben. Die Erfahrung, die ich in Bhutan gemacht habe, ähnelt meinen Kindheitserinnerungen und hilft mir bei der Betreuung der StipendiatInnen. Ich persönlich habe die Fähigkeit mich in andere Menschen hineinversetzen zu können. Aber das hat Grenzen. Und nach meiner Reise habe ich diese Grenzen deutlich erweitern können." Davon profitieren nun alle Gastwissenschaftler der IGS.

Ferne Länder und fremde Kulturen

Aus 24 Ländern kamen bisher die Doktoranden der IGS, die ERASMUS MUNDUS-Gäste kommen zum Beispiel aus der Mongolai, Bhutan, Nepal, Indonesien oder Afghanistan. Der Andrang ist ungemein hoch: "In Deutschland haben wir den Vorteil, dass die Studierenden keine Studiengebühren zahlen müssen. In allen anderen Ländern, die in die ERASMUS MUNDUS-Projekte eingebunden sind, gibt es Studiengebühren. Der Vorteil, der sich dadurch ergibt, liegt auf der Hand: Die Studiengebühren, die pro Person als Budget anfallen, setzen wir für die Betreuung der StipendiatInnen ein. Zum Beispiel bezahlen wir damit Deutschkurse des International Office", erzählt Rügge, "oder wir organisieren gemeinsame Querschnitts-Seminare, wie 'Academic Writing', 'Voice Development' oder 'The Art of Presenting Yourself'. Bei diesen Seminaren kommen alle StipendiatInnen der IGS zusammen. Bleiben Plätze frei, öffnen wir die Kurse auch für die wissenschaftlichen MitarbeiterInnen und PostDocs von LogDynamics. Eine Form der Integration, die als Intergrationsmaßnahme gar nicht wahrgenommen wird."

Doktorandenförderung in der Logistik

Den Ansatz eine strukturierte Doktorandenförderung ins Leben zu rufen gibt es in der Logistik an der Uni Bremen schon seit 20 Jahren. Damals fing alles mit dem Forschungsverbund Logistik (FoLo) an, dem Vorgänger von LogDynamics. Der Anfang war steinig, weiß Rügge zu berichten: "In Deutschland war die Promotion eine typische Assistenz-Promotion. Es gab einen Doktorvater und die abhängigen DoktorandInnen, die teils etwas in der Forschung und Lehre machen mussten und die immer eng mit einem Doktorvater zusammen gearbeitet haben – und dann auch irgendwann promoviert werden. Der neue Ansatz damals war einfach: Eine strukturierte Doktorandenausbildung war nötig, damit die Leute schneller fertig werden und auch nicht mehr unbedingt als wissenschaftliche Mitarbeiter arbeiten sollten. Sie sollten Stipendiaten sein, um und mehr Raum für die eigene Forschung zu haben, und die Gruppe sollte neben der kontinuierlichen interdisziplinären Zusammenarbeit international Grenzen überbrücken." Am Anfang habe das nicht funktioniert, weil diese neue Ausrichtung der Promotion noch nicht bekannt war. "Es sind die internationalen Systeme, die DoktorandInnen immer noch als Studenten betrachten", kritisiert Rügge in diesem Zusammenhang, "wir taten das nicht und auch heute tun wir es nicht." 

Die IGS brach 2005 mit ihrer Gründung auch mit den bestehenden Strukturen. Das Land Bremen steuerte eine bestimmte Anzahl an Stipendien bei, die Hälfte musste aus Drittmitteln gegenfinanziert werden. Dann musste man Kandidaten finden. Wie sich herausstellte, war dies die größte Herausforderung. "Die Deutschen waren Stellen für wissenschaftliche Mitarbeiter gewohnt und in den Fachbereichen Informatik und Produktionstechnik gab es viele Stellen. Das waren schlechte Voraussetzungen für unser Vorhaben. Wir verfügten also über Stipendien, hatten aber Schwierigkeiten BewerberInnen zu finden. Es war paradox. Im ersten Jahr gab es deshalb eine Kohorte von sechs bis acht Leuten." Jedes Jahr aufs Neue gab es seitdem Ausschreibungen. Mit der richtigen Vermarktung kamen auch immer mehr Bewerbungen aus dem Ausland, die von den Stipendien des Landes Bremen profitierten. Die nächste Herausforderung ließ nicht lange auf sich warten: "Jetzt hieß es externe Stipendien einzuwerben. Im Laufe der Jahre wurde das Programm unserer IGS immer bekannter. Dann hat das Land Bremen seine Finanzierung in LogDynamics und die IGS reduziert. Die IGS wächst trotzdem weiter. Heute bekommt sie keinerlei Stipendien mehr vom Land Bremen, die Anzahl der DoktorandInnen steigt trotzdem stetig." Die Anschubfinanzierung hat sich also ausgezahlt.

Erst die IGS, dann ERASMUS MUNDUS

2013 ist es Rügge gelungen, die Universität Bremen in drei Konsortien von europäischen und asiatischen Universitäten einzubringen und so Zugang zur Mobilitätsförderung des ERASMUS MUNDUS-Programms der EU zu bekommen. Der Preis, den die IGS hierfür zahlen musste, war letzten Endes ein Glücksfall. Denn seitdem gibt es nicht nur Stipendien für Doktoranden, sondern auch für Bachelor- und Master-Studierende, Postdocs und Dozenten. "Auf einmal waren alle Qualifikationsstufen vertreten. Man könnte jetzt denken, dass man in einem Doktorandenprogramm nichts mit Master- und Bachelor-Studierenden anfangen kann. Auf den ersten Blick stimmt das auch. Ich musste mir etwas Neues überlegen, wie ich die Nicht-DoktorandInnen betreut bekomme. An der Uni Bremen haben wir zwar englischsprachige Lehrveranstaltungen, aber das sind in diesen technischen Bereichen so wenige, dass man das nicht wirklich anbieten konnte. Wir haben aber die Möglichkeit des "Forschenden Studierens". Also boten wir den StipendiatInnen individuelle Forschungsprojekte an. Schließlich konnten wir auch alle Stipendien vergeben." Durch die zunehmenden Projekte, Lehrveranstaltungen und General Studies wurde das Programm dann auch zunehmend für die Bachelor- und Master-Studierenden interessanter.

Im ersten Jahr des ERASMUS MUNDUS-Programms cLINK war dennoch Flaute angesagt. "Es gab sehr wenige Bewerbungen. Jeder im Ausland dachte: 'Deutschland und die deutsche Sprache'. Deutsch zu lernen schien für viele unmöglich", erinnert sich Rügge. Die Konsequenz: Bremen war nur die zweite oder dritte Wahl der Stipendiaten. "Alle wollten wegen der Sprache nach Großbritannien. Aber das hat sich mit dem dritten Jahr gedreht. Nachdem die ERASMUS MUNDUS-StipendiatInnen der ersten Stunde wieder zu Hause waren und dort erzählten, was sie in der IGS und an der Uni Bremen erlebt hatten, verzeichneten wir steigende Bewerberzahlen. Es hat nicht lange gedauert und die Leute kamen reihenweise." Insbesondere die gute Betreuung stieß bei den jungen Nachwuchswissenschaftlern auf Begeisterung. Das wiederum hat sich auch positiv auf die Doktoranden ausgewirkt. "Einer unserer Master-Studenten mit einem Mobilitätsstipendium hat nach Abschluss des Masters sein Visum sofort verlängert. Er kam aus Pakistan und hat sich im nächsten Programm auf die nächsthöhere Qualifikationsebene PhD beworben. Wir haben ihn für ein Promotionsstipendium ausgewählt. Das klappt natürlich nicht immer. Doch dank der Mundpropaganda haben wir mittlerweile zunehmend BewerberInnen, die bereits mit einem Stipendium in der Tasche nach Bremen kommen und hier mit Fokus auf Logistik promovieren wollen."

Seitdem waren dank des ERASMUS MUNDUS-Programms 43 Gastwissenschaftler mit einem Stipendium in Bremen, davon allein 9 DoktorandInnen in der IGS.

Die Geschichte der vier ungleichen Freunde

Zurück zu der Reise nach Bhutan. Uns fällt hier eine interessante Analogie auf. Rügges Gastgeschenke mit Bremer Bezug - Schokolade von Hachez, Frühstücksbrettchen und Teebecher mit den Bremer Stadtmusikanten - sorgten in Bhutan für Begeisterung. "Die Reaktion war immer die gleiche", erzählt Rügge, "jeder sah in den Bremer Stadtmusikanten die vier ungleichen Freunde". Dabei handelt es sich um eine buddhistische Metapher, die der Geschichte unserer Stadtmusikanten ähnelt. Vier ungleiche Freunde, bestehend aus einem Elefanten, Affen, Hasen und Fasan, tun sich zusammen und pflanzen einen Mangobaum. Das gemeinsame Ziel der Ernte vor Augen, arbeiten sie zusammen, sodass der Mangobaum gedeiht und schon bald Früchte trägt. Dann klettert der Affe auf den Rücken des Elefanten, der Hase auf die Schultern des Affen und obenauf der Fasan. "Das Bild der vier ungleichen Freunde spiegelt wieder, dass man viel erreichen kann, wenn man zusammensteht. Man begegnet dieser Geschichte in jeder Ecke des Landes", erzählt Rügge und belegt dies mit zahlreichen Bilder, zum Beispiel dieses hier:

Beide Geschichten passen zur IGS: "Man darf und soll unterschiedlich sein und gerade deswegen ist es so wichtig, auch mal Mitstreiter zu gewinnen, um gemeinsam stark zu sein und sein Ziel zu erreichen. Alles so zu nehmen, wie es ist – mitsamt der Stärken und Schwächen – und das Beste daraus zu machen, das ist das Entscheidende. Und das gilt auch für die IGS. Wenn die DoktorandInnen drei Jahre lang an ihren Projekten arbeiten und interdisziplinär kooperieren, mit ihren Stärken und Schwächen, unterstützen wir sie bei der Überwindung ihrer Schwächen und bauen auf ihre Stärken. Wir stellen uns individuell auf die Person ein und betreuen und entwickeln sie auch individuell. Denn Internationalität funktioniert nur mit interkulturellem Verständnis und den Herausforderungen der Logistik kann man besser in multidisziplinärer Zusammenarbeit begegnen."


Zur Person

Dr.-Ing. Ingrid Rügge ist Informatikerin, Geschäftsführerin der International Graduate School of Dynamics in Logistics (IGS) und die lokale Koordinatorin der ERASMUS MUNDUS-Projekte cLINK, FUSION und gLINK an der Universität Bremen. Ihre Arbeit liegt ihr am Herzen, entsprechend hoch ist ihr Engagement: "Wir meinen es ernst: Bei uns ist Internationalisierung kein Buzzword, wir füllen es mit Leben. Wir leben die Internationalität“, so Rügge.

Und die Ernsthaftigkeit zahlt sich aus: 2011 wurde das Bremen Research Cluster for Dynamics in Logistics (LogDynamics) von der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften, acatech, für die Internationalität der Ingenieurpromotion ausgezeichnet. 


Noch mehr Einblicke in das Leben der internationalen Doktoranden an der International Graduate School for Dynamics in Logistics finden Sie im Bremer Uni-Schlüssel und auf den Seiten des EU-Mobilität-Programms ERASMUS MUNDUS.


Jetzt bewerben

Bis zum 31.Dezember 2016 ist das Bewerbungsportal des ERASMUS MUNDUS Programms gLINK offen für incoming und outgoing Bewerbungen auf allen Qualifikationsebenen. 


Wissenschaft persönlich
Was es bedeutet als Wissenschaftlerin im Forschungsverbund LogDynamics zu arbeiten, erfahren Sie im Stadtportal bremen.de: Die brasilianische Professorin Juliana Sagawa erzählt in der Rubrik Wissenschaft persönlich, warum und wie ihr Weg sie nach Bremen führte – und damit auch zu LogDynamics und zum BIBA - Bremer Institut für Produktion und Logistik.


Mehr zu den Häfen und zur Logistik in Bremen und Bremerhaven erfahren Sie in der Rubrik Maritime Wirtschaft / Logistik oder bei Jörg Kautzner, Referent Industrie & Cluster, Tel.: 0421 361-32172, joerg.kautzner@wah.bremen.de

Mehr zum Bremer Wissenschaftsmarketing erfahren Sie in der Rubrik Marketing-Projekte oder bei Marlis Torka, Tel.: 0421 9600 523, marlis.torka@wfb-bremen.de

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