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11.11.2016 - Jann Raveling

Sprachsuche im Internet: Mit Spaactor finden, was andere sagen

Start-ups

Bremer Start-up mit neuer Suchmaschine für Gesprochenes

Google findet alles. Alles? Nein – nur, was geschrieben steht und abgebildet wird. Aber das Internet, das sind auch Millionen Stunden an Videos und Podcasts. Was darin gesagt wird, das weiß Google nicht. Spaactor hingegen schon. Wie Unternehmen davon profitieren, verrät Start-up-Gründer Christian Schrumpf.


Kurz gesagt: Spaactor ist eine Suchmaschine für das gesprochene Wort. Sie durchsucht Videos im Web nach dem, was darin gesagt wird. Möglich macht das eine Spracherkennung. Viele kennen diese aus ihrem Handy, sei es Apples „Siri“ oder Microsofts „Cortana“-Sprachassistent. Deren Technologie ist heute weit fortgeschritten. Was früher noch zu unfreiwilligen Lachern führte, funktioniert heute erstaunlich gut. Sowohl im Smartphone als auch bei Spaactor.

Die Suchmaschine findet, was in öffentlich zugänglichen Nachrichten, Reportagen und Hörbeiträgen über vorher festgelegte Suchbegriffe gesagt wird. Ob Merkel in den Tagesthemen oder Sigmar Gabriel im Podcast der Deutschen Welle. Neben Privatanwendern zielt die Suchmaschine auf Unternehmen, die bequem verfolgen können, wer wann was über sie sagt – Medienbeobachtung. Dazu richten Unternehmen einen Suchauftrag ein und werden benachrichtigt, wenn Spaactor etwas findet. Beinahe 200 Sender und Radiostationen durchsucht Spaactor bereits jetzt regelmäßig, neue kommen ständig hinzu.

Technologische Wurzeln in den 2000ern


Hinter der Technologie stecken Thorsten Schoop und Christian Schrumpf, zwei alte Hasen im Start-up-Business. Schoop ist seit 2009 Geschäftsführer der mediaclipping GmbH, ein Unternehmen, das sich mit Spracherkennung für Medienclippings befasste, Schrumpf war damals Mitarbeiter und entwickelte dort das Spracherkennungssystem. Er verließ mediaclipping 2010, wurde in Hamburg Co-Founder eines Start-ups, das er später gewinnbringend verkaufte. 2014 fanden beide wieder zusammen.

„Früher war die Spracherkennung noch nicht so weit fortgeschritten. Zudem gab es rechtliche Hürden für unser Geschäftsmodell“, erzählt Schrumpf. Die sind jetzt gelöst. Fast ein Jahr haben die beiden Gründer zusammen mit einem Entwicklungsteam aus bis zu acht Programmierern an der neuen Suchmaschinentechnologie getüftelt. Die Grundzüge der Software stammen von Christian Schrumpf, der sich seit seiner Diplomarbeit 2004 intensiv mit Spracherkennung befasst.


Existenzgründung: neues Jahrzehnt, neue Herausforderungen


Also, alles kalter Kaffee für die beiden Gründer? „Ich habe viel neues dazugelernt im vergangenen Jahr. Es war herausfordernd, unseren Plan in die Realität umzusetzen. Die Entwicklung einer derart komplexen Technologie hat uns immer wieder gezwungen, umzuplanen und unsere Arbeit neu auszurichten. Es ist wichtig für junge Technologiegründer, flexibel zu sein“, sagt Schrumpf. Während das Ingenieursherz nach Arbeiten im Detail verlangte, müsse er als Geschäftsführer gleichzeitig den Überblick über das große Ganze behalten.

Ziel: mit neuen Investoren ins Silicon Valley


Jetzt möchte Spaactor wachsen. „Wir müssen schnell sein, denn wir haben jetzt einen technologischen Vorsprung. Wir wollen unsere Suchmaschine unverzüglich in andere Sprachen übertragen, zunächst ins Englische“, sagt Schrumpf. Denn die Idee hinter Spaactor ist zwar neu, aber große IT-Unternehmen wie Google könnten nachziehen. Bis das Silicon Valley auf die Bremer aufmerksam wird, möchte das Team möglichst groß werden, um internationale Kunden zu gewinnen und genügend Marktmacht zu erlangen. „Vielleicht werden wir ein Büro in San Francisco haben“, spekuliert Schrumpf schmunzelnd. Damit der große Sprung gelingt, suchen die beiden Gründer aktiv nach neuen Investoren, die Geld für Sprachlokalisierungen und die Weiterentwicklung bereit stellen. „Wir benötigen zwei Millionen“, sagt Schrumpf.


Exit angepeilt


Neben schnellem Wachstum können sich die beiden Sprachexperten eine weitere Variante vorstellen: den Exit. „Unsere Technologie ist attraktiv für viele andere Unternehmen, die sie in ihre Geschäftsmodelle übernehmen können. Der Exit ist von Anfang an eine mögliche Variante in unseren Überlegungen gewesen“, schildert Schrumpf. Wer weiß? Vielleicht klopft am Ende Google selbst in Bremen an.


Start-up aus dem Team Neusta Universum


Spaactor ist im Start-up-Universum der Bremer Agentur Team Neusta angesiedelt. Als Investor, Partner und Ratgeber unterstützen sie gleich mehrere Start-ups in Bremen. Wie etwa Raumperle, die bei der Suche von außergewöhnlichen Eventräumen behilflich ist. Oder eben Spaactor. „Im Team Neusta-Space können wir auf verschiedene Kompetenzen zurückgreifen. So haben wir auf bis zu acht Software-Entwickler zwischenzeitlich einsetzen können“, so Schrumpf.


Bremen – ein guter Startpunkt


Beide Gründer fühlen sich wohl in Bremen. Sie genießen das Umfeld, neben Team Neusta auch die zahlreichen Netzwerk-Veranstaltungen, die es in Bremen gibt. „Es besteht ein Interesse daran, hier etwas Großes zu schaffen“, sagt der 37-jährige. Und für Gründungswillige hat er abschließend einen kurzen, aber schlagkräftigen Rat: „Geht das Risiko ein!“



Testet es jetzt selbst unter: www.spaactor.com


Was Kreative in Bremen sonst noch so machen, erfahrt Ihr auf der Übersichtsseite Kreativwirtschaft.

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