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10.3.2016 - Jann Raveling

Wie die Selling Spot Studios James Bond ins Bremer Casino brachten

Kreativwirtschaft

Musiktalent Piet Blumentritt vertont Serien, Filme, Werbung und Spiele

Kein gewöhnlicher Keller – ein Luftschutzbunker im elterlichen Wohnhaus. In ihm entstand 1989 das Tonstudio von Piets Blumentritts Vater Detlef - die Selling Spot Studios. Und der noch jugendliche, musikbegeisterte Piet experimentierte darin mit dem umfangreichen Studioequipment aus Musikinstrumenten, Tonband- und Schneidegeräten. Die dicken Wände des Kellers waren eine ideale Geräuschisolation.


Spielen mit den Großen

Er war talentiert, gründete eine Band – Sündikat – und wagte mit ihr zwischen Abitur und Ausbildung den Weg ins Musikbusiness. Hip-Hop machten sie – ganz im Zeichen der Zeit. Fettes Brot, Die Fantastischen Vier oder Absolute Beginner hießen ihre Mitstreiter. Ganz so berühmt wurden sie dann aber doch nicht. „Wir hatten uns eine Deadline gesetzt, bis zu der wir einen Durchbruch schaffen wollten. Das hat nicht geklappt, unsere Wege trennten sich wieder“, so Piet Blumentritt. Für ihn war ab diesem Zeitpunkt klar: Er geht in die Werbung, will mit Ton und Musik weiterhin sein Geld verdienen. Der Weg führte wieder in den elterlichen Keller – in die Selling Spot Studios.


Selling Spot Studios: Breit aufgestellt

Die Hip-Hop-Ära, insgesamt 13 Jahre Ausbildung am Klavier und eine Lehrzeit zum Musikalienhändler bestimmten den Grundton für sein Leben. Heute ist er Geschäftsführer der Agentur Selling Spot Studios GmbH & Co. KG – und realisiert bis zu 300 Produktionen im Jahr. Dazu gehören Radio-Spots, die Synchronisation von TV-Werbungen, die musikalische und soundtechnische Untermalung von Videospielen oder der Entwurf von Soundlogos für Unternehmen. Vom Anfang bis zum Ende – Textkreation, Beratung, Aufnahme und Tonschnitt. Dazu kommt der Markt großer, multilingualer eLearning-Projekte und Firmen-Podcasts, in denen große Konzerne ihre Mitarbeiter schulen, etwa zur Arbeitssicherheit. „Ein Riesenmarkt“, so Blumentritt. Und der Keller ist Vergangenheit: Die Agentur sitzt jetzt in der Alten Schnapsfabrik in der Bremer Neustadt. Die ehemalige Kornbrennerei ist zu einem Hotspot der Kreativwirtschaft geworden – unterstützt durch die WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH.


Von Roger Moore bis zur Fun Factory

Zu den Kunden der Selling Spot Studios zählen große Konzerne wie Bayer, Konica Minolta, Mercedes Benz, Die Sparkasse, Karstadt, Sony oder CHANEL. Aber auch mittelständische Unternehmen. Wie das Bremer Casino, das für eine Radiowerbung die deutsche Stimme von Roger Moore, Niels Clausnitzer, wollte. Kein Problem für Piet Blumentritt. „Wir können auf Sprecherdatenbanken mit 3.000 – 5.000 Sprechern zurückgreifen, um für jeden Job die passende Stimme zu finden“, so der 42-Jährige. Die Radiowerbung ist auf der Internetseite der Selling Spot Studios zu hören. Auch die Bremer Fun Factory vertraut auf das Multitalent: Für den Werbespot zu einer neuen Artikellinie schuf Blumentritt die musikalische Untermalung und die Geräuschkulisse im Hintergrund.

Das Kopfkino anregen

Die Ton-Produktion eines solchen Radio- oder TV-Spots kann bis zu einem Tag dauern. Mit dem Mikrofon ist Blumentritt aber nur in speziellen Fällen noch draußen unterwegs – in seiner Sounddatenbank lagern 1,5 Millionen Geräusche und Sounds aller Art. Die richtigen auszuwählen, ist eine Kunst. „Eine Radiowerbung dauert etwa 20 Sekunden, in der wir eine Geschichte erzählen wollen, die der Hörer sofort versteht. Da muss jeder Ton sitzen“, verdeutlicht Blumentritt. Und so gibt es in der Sounddatenbank mehr als nur ein Geräusch von sich öffnenden und schließenden Türen: Ist es eine Glas-, Holz- oder Stahltür? Öffnet sie nach außen, auf eine Straße, in einen Flur oder zur Küche? Tritt ein Mann heraus oder eine Frau? Trägt sie eine Tasche, Einkaufstüten und hat sie Ringe am Finger? Für jede dieser Fragen gibt es ein bestimmtes, einzigartiges Geräusch als passende Antwort.


Die Nadel im Soundhaufen

„Ich bin unfassbar detailverliebt“, sagt Blumentritt von sich selbst. Er muss es sein: Um in einem Werbeblock nicht überhört zu werden, reicht Lautstärke allein nicht aus. Ein guter Spot besteht aus Story, Ton, Musik und Aussprache. Auch wenn dafür der Sprecher einen Slogan im schlimmsten Fall auch 50 Mal wiederholen muss, bis er perfekt sitzt. Mit der Agentur Selling Spot Studios berät Blumentritt Unternehmen auch schon im Vorfeld bei der Planung von Marketingkampagnen. Denn je früher sie zusammenarbeiten, desto besser können Fehler im Ablauf vermieden werden, wie bei Spots die oftmals zu langen Texte – gemessen an der tatsächlichen Spotlänge. Dazu ist ein einzigartiges Sounddesign heutzutage extrem wichtig: Die Tonfolge der Deutschen Telekom kann wohl jeder Deutsche mitsummen.


Trend hin zum Video

Vier Mitarbeiter beschäftigt Blumentritt. Darüber hinaus arbeitet er mit Freelancern zusammen. Durchaus normal für die Branche, denn Aufträge kommen nicht regelmäßig, sind sehr von Marktgeschehen und der Wirtschaftslage abhängig. Insgesamt steigt die Anzahl der Bewegtbildproduktionen. Denn im Internet werden immer mehr Videos geschaut – und professionell produziert. Auch darum hat sich Blumentritt mit Filmagenturen aus der Alten Schnapsfabrik in der Bremer Neustadt zusammengetan. Die eine Kreativagentur schafft den Ton, die andere das Bild, eine ideale Kooperation. „Wir inspirieren uns gegenseitig, das brauche ich. Ich genieße es, ins Büro nebenan zu gehen und dort nach einer zweiten Meinung zu fragen, Entscheidungen fallen in der Gruppe leichter“, so Blumentritt.


Versinken in der Musik

Die Zeiten waren nicht immer nur Dur: Anfang der Neunziger war der Kundenstamm kleiner und wechselnde Auftragslagen brachten die damals junge Agentur in schwere Gewässer. „Damals bin ich Realist geworden, das hat mich geprägt. Soweit, dass mein Vater sagte ‚Piet, du musst auch mal in die Sonne blinzeln!‘“, erzählt er und lacht. Mit der breiten Aufstellung heute gibt es in den Selling Spot Studios genug zu tun. Und so sitzt das Musiktalent häufig bis in die späten Abendstunden an seinem Keyboard und entwirft neue Musikstücke. Versinkt schon nach wenigen Tastenanschlägen völlig in seinen Songs. „Ich tauche total ab, schaffe gerne komplett neue Kompositionen“, erzählt er. Das Genre ist dabei egal – ob klassisch am Klavier, Reggae, Techno oder Pop. Am liebsten aber sind ihm epische Kinomusiken, etwa für Trailer oder Filme. Und die Abwechslung: „Jeden Tag etwas Neues, das liebe ich an meiner Arbeit.“

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